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Für jeden Menschen ist es ein großer Schritt, an einem neuen Ort einen Neuanfang zu wagen. Und für jede Gemeinde oder Landkreis ist es höchst vorteilhaft, Neuankömmlingen z.B. mit einer Will­kom­mens­bro­schü­re einen möglichst guten Start zu bereiten.

Neben Willkommenszeremonien (z.B. Neubürgerempfang) haben viele Kommunen auch Materialien die sie den Neubürgern mit an die Hand geben. In diesem Beitrag erhalten Sie einige Anregungen und Beispiele für solche „Willkommensmaterialien“, insbesondere im Hinblick auf fremdsprachige Zuwanderer.

Wieso und für wen?

Profitieren wirklich wie behauptet alle Kommunen von einem guten Start für Neuankömmlinge? Ich glaube schon, denn jede Kommune hat Interesse an Mitbürgern, die sich positiv in ihre Heimat einbringen und in die Gemeinschaft integriert sind. Ein kleiner Wegweiser am Anfang kann Probleme von vornherein vermeiden, die später nur mit viel größerem Aufwand gelöst werden können.

Dabei gibt es verschiedene Zielgruppen: Deutsche und ausländische Staatsbürger, Neugeborene (bzw. deren Eltern) oder auch neue Mitarbeiter in regionalen Firmen.

Will­kom­mens­bro­schü­re

Die Will­kom­mens­bro­schü­re ist ein Wegweiser für die neuen Heimat. Sie enthält Wissenswertes zum Ort, nennt die wichtigsten Anlaufstellen und informiert über Anknüpfungspunkte zum gesellschaftlichen Leben am Ort, wie z.B. Vereine und Veranstaltungen.

Beispiel Villach: „Neu in Villach“ – eine allgemeine Will­kom­mens­bro­schü­re, die auch für Migranten Informationen bereithält (auf Deutsch) und die wichtigsten Anlaufstellen für weitere Information und Beratung (Seite 38-41) – zur Broschüre (PDF)

Allgemeine Will­kom­mens­bro­schü­ren

enthalten üblicherweise:

  • Grußbotschaft des Bürgermeisters bzw. Landrats
  • Ämter und öffentliche Einrichtungen in Verschiedenen Lebenslagen
  • Schulen und andere Bildungsangebote
  • Arztpraxen und andere Gesundheitsangebote
  • Freizeitangebote
  • Ortskarte
  • Portrait des Orts oder des Landkreises

Will­kom­mens­bro­schü­ren für Migranten

enthalten zusätzlich:

  • Beratungsangebote für Migranten
  • Jobsuche Bewerbung und Arbeit in Deutschland
  • Anerkennung von ausländischen Qualifikationen
  • Wichtige Regeln und Vorgehensweisen in Deutschland
  • Gesundheitssystem
  • Schulsystem
  • Angebote zum Deutsch lernen
Beispiel Strahlungen: Die Gemeindeinfos sind alphabetisch von A bis Z geordnet. Zur Broschüre (PDF)

Aktualität

Die Will­kom­mens­bro­schü­re ist gerade in den ersten Monaten eine wichtige Informationsquelle. Je konkreter Ansprechpartner und Kontaktdaten genannt werden, desto hilfreicher. Andererseits veralten diese Informationen viel schneller, wenn etwa eine Mitarbeiterin die Stelle wechselt.

Hier muss die Kommune abwägen zwischen der benötigten Auflage und der Häufigkeit von Änderungen. Evtl. kann man konkrete Ansprechpartner auch in einem Ausdruck benennen oder generell Bestandteile als Ausdrucke statt als Drucksachen vorsehen.

Große Schnittmenge: Image- und Will­kom­mens­bro­schü­re

Viele Kommunen haben eine allgemeine Imagebroschüre als Allround-Werkzeug. Sie richtet sich nicht nur an Neubürger, sondern auch an Touristen, Unternehmen mit Ansiedlungsambitionen, potenzielle Neubürger – Kurzum, an alle möglichen Interessenten.

Durch den vielfältigen Einsatz lohnen sich eine aufwändige Gestaltung und eine hohe Auflage. Die Imagebroschüre ist praktisch die Flaggschiff-Publikation einer Kommune. Oft sind Imagebroschüren ganz oder teilweise werbefinanziert, einige Verlage haben ein Geschäftsmodell daraus entwickelt.

Die folgende Grafik zeigt inhaltliche Überschneidungen zwischen Publikationen wie Imagebroschüre und Will­kom­mens­bro­schü­re.

Beispiel Nettetal: Diese werbe­fi­nan­zierte Will­kom­mens­bro­schü­re hat einen Schwerpunkt auf Neubürger, spricht aber auch Touristen und Unternehmen an. Für Migranten gibt es keine besonderen Informationen. Zur Broschüre (PDF)

Allgemein gehaltene Imagebroschüren

Die vielfältigen Einsatzgebiete, setzen der Informationstiefe aber Grenzen. Wenn man mit der Imagebroschüre für die Stadt werben möchte, muss man relativ allgemein bleiben und die positiven Aspekte der Kommune betonen. Details über Amtsgänge und Ansprechpartner in den Behörden oder zur Abfallwirtschaft sind für Neubürger sehr interessant, aber kaum für Touristen oder Fachkräfte, denen der Zuzug erst schmackhaft gemacht werden soll.

Eine allgemein gehaltene Imagebroschüre kann gut ein Teil eines Willkommenspakets sein, liefert aber üblicherweise nicht alle Infos, die für Neubürger interessant sind.

Imagebroschüren mit Detailinformationen

Wenn eine Imagebroschüre mehr ins Detail gehen und ihre Kommunikationsaufgaben erfüllen soll, muss sie m.E. einen inhaltlichen Schwerpunkt setzen, entweder Bürgerinformation oder Standortmarketing.

Eine Imagebroschüre mit Schwerpunkt Bürgerinformation kann also eine eigene Will­kom­mens­bro­schü­re ersetzen. Sie könnte dann noch mit einem persönlichen Anschreiben des Bürgermeisters bzw. des Landrats ergänzt werden und ggf. mit Informationen speziell für Zuwanderer ausländischer Herkunft.

Willkommenspakete

In Krisenzeiten (beim Erstellen dieser Zeilen ist gerade Krieg in der Ukraine) findet man unter „Willkommenspaket“ handfeste Hilfe wie Lebensmittel, Hygieneartikel oder Kleidung, die den Empfänger in den ersten Tagen erstmal mit dem Nötigsten versorgen soll. Hier soll es unter diesem Begriff aber um die Phase gehen, wenn diese Grundbedürfnisse schon erfüllt sind. Ein Willkommenspaket ist sinnvoll, wenn nicht nur eine Broschüre überreicht werden soll, sondern gleich mehrere Materialien wie zusätzliche Infoblätter, Antragsformulare, und Werbegeschenke. Für die abgebenden Stellen muss geklärt werden, welche Zielgruppe welche Materialien ins Paket erhält.

Paket nicht wörtlich nehmen – oder doch?

„Paket“ heißt eigentlich nur, dass verschiedene Materialien in eine gemeinsame Hülle gepackt werden. Zum einen, weil es für den Beschenkten handlicher zu transportieren ist. Zum anderen, weil die Verpackung heterogene Elemente zu einem einheitlichen Auftreten zusammenbringen kann. Oft ist das Paket eine Präsentationsmappe mit ausreichend Füllhöhe. Aber es sind auch Stofftüten, Rucksäcke, Kartonschachteln, Blechdosen und Körbe möglich… oder aber Leitz-Ordner, wie wir weiter unten noch sehen werden.

Beispiele für Willkommenspakete

  • Beispiel Freiburg
    Freiburg im Breisgau begrüßt Neubürgerinnen und Neubürger mit einem „Stadtsack“. Er enthält u.a. eine Broschüre zu Mobilität in Freiburg, ein Gutschein- und Erlebnisheft und einen Fahrradstadtplan. Und als Turnbeutel stellt er bereits in sich ein wertiges Werbegeschenk dar.
    • Insbesondere bin ich ein Fan von Gutscheinheften, siehe auch meinen Beitrag über Werbegeschenke. Beim Durchblättern kam aber etwas Ernüchterung dazu. Auf 47 Seiten habe ich viele Tipps und nur einen Gutschein entdeckt. Kann aber sein, dass das nur die Online-Fassung ist und die wirklichen abgezählten Gutscheine sind dann in der Printfassung enthalten.
    • Interessant finde ich auch die Übergabeform und den thematischen Schwerpunkt auf Mobilität. Bei der Einbürgerung erhält man zunächst nur einen Coupon an einem Schlüsselanhänger. An 3 Ausgabestellen (2 davon bei den Verkehrsbetrieben 🙂 ) kann man den Coupon dann gegen den Stadtsack tauschen. Die Neubürger werden also auf eine kleine Schnitzeljagd geschickt und lernen ihre Stadt gleich mal besser kennen.
    • Zur Projekt-Website und zum Gutschein- und Erlebnisheft
  • Beispiel Landkreis Augsburg
    Dieses von Exploredesign gestaltete Willkommenspaket kommt als Präsentationsmappe daher. Es enthält jeweils in Deutsch und einer von 9 Sprachen eine Will­kom­mens­bro­schü­re, eine Freizeitkarte und ein Grußwort sowie ein Postkarten-Set mit Motiven aus der Neuen Heimat. Deutschsprachige Neubürger erhalten eine dünnere Version der Broschüre, welche die keine migrantenspezifische Informationen enthält. Mehr dazu
  • Beispiel Dornbirn
    Die Präsentationsmappe „Willkommen in Dornbirn“ enthält „nur“ eine Lose-Blatt-Sammlung. Aber kein wildes Durcheinander, sondern hochwertig gestaltete, zueinander passende Informationshäppchen. Auf diese Weise ist die sehr flexibel ergänzbar mit neuen bzw. zielgruppenspezifischen Inhalten. Zur Mappen-Website
  • Beispiel Gemeinde Igel
    Die Igelner haben gleich zwei bemerkenswerte Willkommensmaterialien.
    • Zum einen eine Online-Willkommensmappe. Ganz ohne gedruckte Broschüre sind hier alle Infos für Neubürger in einem eigenen Bereich der Gemeindewebsite zusammengefasst.
    • Und dann den „Igel-Kalender“. Es handelt sich um einen Wandkalender mit Abfallterminen und Veranstaltungshinweisen der Gemeinde, Vereine und Religionsgemeinschaften. Auf diese Weise haben alle Neu- und Altbürger täglich Möglichkeiten vor Augen, noch intensiver am Gemeindeleben teilzunehmen, sich also zu integrieren. Die charmante Kombination mit den Abfallterminen funktioniert natürlich am besten für kleinere Gemeinden, bei denen die Termine für den ganzen Ort auf denselben Tag fallen.
Beispiel Aichach-Friedberg: Hier erstellte Exploredesign einen Willkommensordner mit nach Themen geordneten Registerkarten. Die Piktogramme und der Farbcode finden sich in der Will­kom­mens­bro­schü­re wieder, die dank Ösen in den Ordner eingehängt werden kann.

Willkommensordner

Der Willkommensordner ist ein Arbeitswerkzeug, dass den Neuankömmling in der ersten Zeit begleiten soll. Der Ordner bietet Raum für eigene Notizen und Unterlagen, die man bei Terminen erhält. So bleiben die Unterlagen beieinander und griffbereit.  Registerkarten zu verschiedenen Themen vermitteln Struktur.

Die Anlaufstellen in der Kommune können gezielt Materialien zur Ergänzung des Ordners anbieten, und den Ordner in ihre Beratungstätigkeit integrieren, so dass er während der ersten Monate ein vertrauter Ankerpunkt für den Zuwanderer wird.

Alternativ kann der Ordner auch einfach mit losen Ausdrucken befüllt werden. Das Layout neuer Inhalte wird dadurch vereinfacht, weil nicht auf die Inhaltsaufteilung in Doppelseiten geachtet werden muss. Neue Informationen können einfach in eine Word-Vorlage eingepflegt werden.

Da die meisten Dokumente und Infoblätter in DIN A4 daherkommen, macht für einen Willkommensordner nur ein für A4 geeigneter Ordner mit robuster Hebelmechanik und großer Füllhöhe Sinn. Der Ordner wird also relativ groß und kann schlecht zum Bestandteil eines größeren Willkommenspakets werden. Mögliche Giveaways müssten also separat übergeben werden. Umgekehrt kann der Ordner auch selbst ein Willkommenspaket werden, wenn er z.B. mit einer eingehängten A4-Broschüre, weiteren Infomaterialien, Karten und Gutscheinen befüllt wird.


Beispiel Landkreis Börde: Auch dieser Willkommensordner ist als Instrument für die Integrationsarbeit angelegt. Die Informationen stehen nicht nur in Deutsch, sondern auch in einer von 6 Fremdsprachen bereit. Zur Projektwebsite

Einen Unterschied machen zwischen Neubürgern inländischer und ausländischer Herkunft?

Ganz dünnes Eis, kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert. Einige Leute wollen Zuwanderer ausländischer Herkunft nicht so gern willkommen heißen wie Deutsche, andere fordern von Anfang an gleiche Rechte und Chancen für Alle.

Tatsache ist, dass es für zugewanderte Migranten noch eine Reihe zusätzlicher Themen gibt, um die sich deutsche Zuwanderer nicht kümmern müssen, z.B. der Gang zur Ausländerbehörde oder das deutsche Gesundheitssystem. Es ist also legitim, dass Migranten anderes bzw. zusätzliches Infomaterial erhalten.

Außerdem werben Kommunen legitimerweise um bestimmte Zielgruppen, etwa junge Fachkräfte, Rückkehrer oder ansiedlungswillige Unternehmen. Dafür verwenden sie auch unterschiedliche Zielgruppenansprachen und Marketingmaßnahmen.

Im Sinne der Fairness und (aus gestalterischer Sicht) im Sinne eines einheitlichen Auftretens sollten aber die Materialien für Zuwanderer in- und ausländischer Herkunft einander stimmig ergänzen.

Sprachen

Insbesondere Flüchtlinge können noch nicht viel Deutsch sprechen und lesen, wenn sie hier ankommen. Sie müssen also anfangs in ihrer Muttersprache abgeholt werden.

Nur Deutsch

Einige Broschüren haben nur kurze Passagen in den wichtigsten Zuwanderer-Sprachen, z.B. kurzes Grußwort und Headlines. Die eigentlichen Texte sind dann auf Deutsch. Man geht wohl davon aus, dass es zunächst ausreicht, im Beratungs­gespräch die wichtigsten Adressen und Telefonnummern zu markieren und dass die Zuwanderer im Lauf der Zeit so gut Deutsch können, dass Sie sich die restlichen Inhalte erschließen können. Oder man ist von der Verfügbarkeit von Übersetzungs-Apps überzeugt.

Faktor Smartphone: Übersetzungs-Apps & QR-Codes

In den allermeisten Fällen besitzen fremdsprachige Zuwanderer heutzutage ein Smartphone. Das Smartphone stellt eine enorme Hilfe bei der Orientierung in der neuen Umgebung dar. Ein Online-Angebot zur Integration ist z.B. die Integreat-App, auf die auch viele Will­kom­mens­bro­schü­ren verweisen.

Aber es gibt – jenseits von Google Translate – auch Apps fürs Smartphone, die gedruckten Text scannen und unmittelbar übersetzen können. Ein Artikel der FAZ empfiehlt z.B. die Apps „DeepL Übersetzer“, „Microsoft Translator“ und „PROMT Offline Übersetzer-App“. Auf diese Weise können auf deutsch gedruckte Texte also auch ohne Sprachversion für Migranten zugänglich sein.

Noch sind diese Übersetzungs-Apps aber nicht allgemein verbreitet, nicht immer zuverlässig und können Texte nur häppchenweise sinnvoll erfassen. Bis es so weit ist, erleichtern eigens erstellte Sprachversionen das Textverständnis enorm.

Eine weitere nützliche Smartphone-Funktion ist das Lesen von QR-Codes. Durch sie kann jedes Druckerzeugnis mit einer Online-Fassung versehen werden. So muss nicht mehr jede Sprachversion gedruckt werden.

Weitere Ansätze für den Umgang mit Sprachen

Beispiel Landkreis Groß-Gerau: A5-Broschüre mit den wichtigsten Infos. Deutsche und englische Fassung nicht nebeneinander, sondern in aufeinander folgenden Abschnitten.
Zur Broschüre (PDF)
Beispiel Stadt Echternach (Luxemburg): Alle Inhalte Viersprachig nebeneinander: Deutsch, Französisch, Portugiesisch und Englisch.
Zur Broschüre (PDF)
Beispiel Stadt Schloß Holte-Stukenbrock: Will­kom­mens­bro­schü­re mit Bildwörterbuch.
Zur Broschüre (PDF)
Beispiel Gemeinde Michendorf: „Wegweiser“ in fünf Sprachen nebeneinander: Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch und Farsi.
Zur Broschüre (PDF)

Schlechteste Lösung Benutzerhandbuch

Ich bin mir noch nicht sicher, was die beste Lösung ist. Die schlechteste aber wäre es m.E., mehr als eine Handvoll Sprachversionen in einer Publikation zusammenzufassen. Jeden Leser interessiert nur ein geringer Teil, wie bei Betriebsanleitungen. Die Mehrkosten durch unnötig dicke Publikationen können schlecht durch die höhere Auflage aufgefangen werden, weil wegen des hohen Aktualisierungsbedarfs eine Auflage nur wenige Jahre benutzt werden kann.

Wie sieht eine gute Sprachlösung für Willkommensmaterialen aus?

Hier mein subjektives Fazit nach den bisher gesehenen Lösungen:

  • Idealerweise sollten alle Materialien, die für Migranten während der ersten Monate relevant sind, auch in deren Muttersprache vorliegen. Eine Statistik der Herkunftsländer früherer Zuwanderer hilft bei der Auswahl der Sprachversionen. Die übersetzten Materialien könnten z.B. sein: Imagebroschüre, Will­kom­mens­bro­schü­re, spezielle Willkommensinfos für Migranten.
  • Die Sprachversionen müssen dabei nicht gedruckt werden. Per QR-Code können die Broschüren mit ihrem Online-Pendant verlinkt werden, eine Sprachauswahl wird vorangeschaltet (siehe das Beispiel von Heilbronn). Ob ein Link für die Ganze Broschüre oder ein Link pro Kapitel abgedruckt wird, ist dabei Geschmackssache. Auf jeden Fall sollte man lieber mehr Geld in die Übersetzung stecken als in gedruckte Sprachversionen. Oder auf günstigere Übersetzungen setzen, wenn man den Einsatz von KI moralisch für vertretbar hält. 

Wie sollten die Infos für Neubürger strukturiert sein?

Generell sehe ich 3 Möglichkeiten:

  1. Eine Will­kom­mens­bro­schü­re für alle Neubürger, die auch die meisten migrantenspezifischen Themen behandelt
  2. Eine Will­kom­mens­bro­schü­re für Deutsche, eine Will­kom­mens­bro­schü­re für Migranten.
  3. Eine Will­kom­mens­bro­schü­re allgemein, welche migrantenspezifische Themen nur anreißt in Kombination mit weiterem Infomaterial speziell für Migranten. Diese Lösung ist mein Favorit. Die Broschüre ist dann für Deutsche und Migranten gleichermaßen relevant. Für alle Beteiligten ist so klar erkennbar, welche ergänzenden Informationen Migranten erhalten.

„Früher mussten Sie dafür einen teuren Designer anheuern…“ So oder ähnlich werben Online-Design-Tools wie Canva für ihren Service. Natürlich will Exploredesign NICHT arbeitslos werden, aber es lohnt sich zu erkunden, welche Do-It-Yourself-Möglichkeiten es inzwischen gibt – und wie Kommunen davon profitieren können.

Typografie, Bildern und Layout wird immer alltäglicher und allgemein vorausgesetzt. Je weiter normaler die grafische Unterstützung ist, desto stärker ist das Bedürfnis, auch künftig für normale Anlässe selbst und ohne externe Hilfe kommunizieren zu können.

Die meisten Kommunen lassen sich Briefvorlagen in Word und Präsentationsvorlagen in PowerPoint von einem Designer gestalten. Kein Mensch käme auf die Idee, für jeden Brief oder jede Präsentation einen Gestalter zu beauftragen. Aber wie halten Sie es mit Visitenkarten und Anzeigen? Eine Druckerei zu beauftragen ist für viele Laien noch eine Hemmschwelle.

Die neu aufkommenden Online-Design-Tools erweitern die Bandbreite um immer mehr Medien, vorrangig für Social-Media-Beiträge, aber auch Drucksachen.

Das Gestalten in den Online-Design-Tools soll Spaß machen und mühelos wirken. Dazu werden den Nutzern eine Unmenge an schnell anpassbaren Layout-Vorlagen angeboten. Man kann für die eigene Marke Logos, Hausfarben und Hausschriften hinterlegen.

Die Vorlagen lassen sich dann mit wenigen Klicks schnell an die eigene Marke anpassen, so dass man tatsächlich im Handumdrehen ganz ansehnlich gestaltete Medien hinbekommt.

Welchen Wert hat ein einheitliches Erscheinungsbild für eine Kommune?

Die Gretchenfrage…. Ich behaupte hier mal, dass es gerade für Kommunen sehr erstrebenswert ist.

Besteht ein Corporate Design tatsächlich nur aus Logo, Hausfarbe und Hausschrift? Hoffentlich nicht. Ein Erscheinungsbild sollte auch eine typische Bildsprache, typische Flächenaufteilungen und wenn möglich einen unverwechselbaren gestalterischen Kniff haben.

Wenn Sie nun einfach die Kombi Logo-Hausfarbe-Hausschrift auf beliebige Designs draufsetzen, ist die Verbindung nur sehr oberflächlich und austauschbar, die einzelnen Anwendungen passen womöglich nicht mehr zueinander.

Social Media wow, Print eher mau

Plakatvorlage in Canva. Man beachte die Hilfslinien und die Beschnittzugabe

Für Social-Media-Beiträge würde ich Ihnen bereits heute auf jeden Fall ein Online-Design Tool empfehlen. Allein schon, weil die bevorzugten Pixelbildformate bei Facebook und Co. immer mal wieder wechseln. Besser, sich darüber keine Gedanken zu machen und vom Tool das gerade angesagte Format auswählen lassen.

Im Printbereich hat aktuell nur Canva ein Angebot für einfache Anwendungen. Wenn Sie sich bereits in Office Vorlagen haben gestalten lassen, dann bleiben Sie zunächst dabei. Ich vermute, dass Canva, Adobe Express und Microsoft Designer bis 2025 so weit sein werden, dass man alle für Kommunen nötigen Printprodukte über diese Tools bequem erstellen kann. Ab dann wird es Sinn machen, die meisten „Standardmedien“ über eines dieser Tools zu generieren.

Tipp für den Umstieg

Wenn Sie in nächster Zukunft zu einem Online Design-Tool wechseln: Lassen Sie Vorlagen in diesem Tool vom Grafik-Designer Ihres Vertrauens erstellen. Wenn eine neue Aufgabe eine erhebliche Abweichung von einer Vorlage erfordert, lassen Sie wieder den Profi ran.

Insbesondere für Standardprodukte wie Visitenkarten, Poster und DIN Lang Folder sollten Sie sich von Ihrem Designer brauchbare, wirklich ins Corporate Design passende Vorlagen und Gestaltungsregeln erstellen lassen.

Von Zeit zu Zeit sollten Sie Ihren Designer bitten, die Vorlagen und Regeln und die damit entstehenden Anwendungen zu sichten und ggf. anzupassen – damit eine einheitliche Linie gewahrt bleibt.




Wenn Sie noch etwas tiefer ins Thema eintauchen möchten, im Folgenden bin ich die aus meiner Sicht praktikablen Möglichkeiten einmal durchgegangen:

Canva – der aktuelle Platzhirsch

Canva-Auswahl für Social-Media-Beiträge

Dieses Design-Tool ist aktuell am bekanntesten. Als einziges bietet es für die Gestaltung die wichtige Beschnittzugabe und die Möglichkeit, Hilfslinien zu setzen.

Man kann druckfähige PDFs erzeugen und sogar direkt über Canva Druckaufträge abwickeln. Das Unternehmen selbst sitzt in Australien, die Druckaufträge übernehmen regionale Druckereien wohl als Subunternehmer.

Ein wichtiges Argument für die kostenpflichtige Pro-Version ist das ohne Aufpreis nutzbare Stock-Bildmaterial. Die Bilder sind allerdings immer in ein Layout eingebunden. Ein Extrahieren der Bilder für die eigene Nutzung offline wird bewusst erschwert. Wahrscheinlich gibt es auch in den Nutzungsbedingungen Klauseln, die die Nutzung nur eingebunden in ein Canva-Layout erlauben.

Das komplizierteste Druckwerk, das man mit Canva gestalten kann, sind DIN-Lang-Folder. Ansonsten beschränken sich die meisten Vorlagen wie auch bei der Konkurrenz auf einseitige Flächen (z.B. Poster), die keine Faltung aufweisen.

www.canva.com

Adobe Express

Ein Riesenvorteil: Die direkte Anbindung an die Adobe Creative Suite – Designer können einfach ihre Bibliothekselemente importieren

Als ich von einer Adobe-Alternative zu Canva hörte, nahm ich automatisch an, Adobe würde alles besser machen, „vernünftige“ Gestaltungsmöglichkeiten bieten und vor allem mit dem Rest der Adobe-Welt kompatibler sein.

Tatsächlich kann Adobe Express Elemente aus den Adobe-Bibliotheken direkt übernehmen, das macht die Bereitstellung von Vorlagen durch den Designer einfacher. Außerdem erwartet die Nutzer mindestens ebenso viel Bildmaterial wie bei Canva durch Zugriff auf AdobeStock (vormals Fotolia).

Allerdings hat Adobe Express im Print-Bereich – noch – gravierende Nachteile gegenüber Canva:

  • Es kann nicht mit Vektorgrafiken umgehen, sondern wandelt sie automatisch in Pixelgrafiken um
  • Keine Lineale oder Hilfslinien
  • Keine Beschnittzugabe

express.adobe.com

Angebote der Druckereien und Werbemittel-Produzenten

Klicken Sie bei Fyleralarm mal auf den Button „Online Gestalten“ und es erwartet Sie ein Online-Design-Tool genau für das gewählte Format.

Viele Druckereien haben eigene Online-Tools. Bei Flyeralarm lassen sich damit z.B. auch komplexere Broschüren gestalten, für die man sonst auf Microsoft Publisher zurückgreifen müsste. Aus dem privaten Bereich kennt man vielleicht die Fotobuch-Services, bei denen man selbst seine Fotoalben zusammenstellen kann.

Ein interessanter Mix ist Printful. Anders als bei den anderen Online Design Tool stehen hier eindeutig nicht Social Media. Print- und Werbeartikel im Vordergrund. Die Produktion wird wie bei Canva gleich mit angeboten.
www.printful.com

Leider muss der Kunde dort für jedes neue Projekt wieder von neuem seine Inputs und sein Layout einpflegen. Vermutlich werden auch die Druckereien bald ausgefeiltere Tools anbieten, bei denen man die eigenen Gestaltungsbausteine und Layoutvorgaben als „Brand“ speichern und auf verschiedene Projekte übertragen kann.

Bis es so weit ist, rate ich von den Design-Tools der Druckereien ab, außer es geht nur um simple Logo-Positionierung.

Viele Druckereien bieten auch einen Grafik-Service an. Wenn sie also von Ihnen bzw. ihrem Grafik-Designer eine InDesign-Vorlage erhalten, können Sie auf der Grundlage auch neue Druckdateien erstellen. Das klappt bei Visitenkarten bestimmt. Je komplexer das Druckwerk, desto mehr kommt es wieder auf das gestalterische Können in der Druckerei an.

Hier verschwimmen die Grenzen. Im Prinzip ist die Druckerei dann ein weiterer von Ihnen beauftragter Grafik-Designer. Genauso gut können sie mit ihrem „normalen“ Grafik-Designer für vorlagenbasierte Gestaltung günstige Pauschalpreise vereinbaren.

Office – Sie haben bereits ein umfassendes Grafik-Tool!

Plakatvorlage in PowerPoint. Hilfslinien heissen hier Führungslinien und die Beschnittzugabe muss bereits zum Folienformat dazugerechnet werden.

Der Vorteil der Office-Programme ist, dass Ihre Mitarbeiter üblicherweise schon lange mit ihnen vertraut sind. Mit Ihnen können Sie alle möglichen Social-Media-Beiträge(Pixelbilder) und Drucksachen (hochauflösende PDFs) erzeugen… es kann nur mitunter viel Mühe machen.

Publisher

Dieses Programm kommt Desktop-Publishing bei Microsoft am nächsten. Subjektiv scheint in den letzten zehn Jahren scheint hier ein Rückschritt stattgefunden zu haben. Ich bilde mir ein, dass man früher Vektordateien platzieren konnte. Als ich neulich eine Publisher-Flyer-Vorlage erstellen musste, war das leider nicht mehr möglich.

Word

Hat ebenfalls eine Doppelseitenfunktion und ließe sich zum Erzeugen von Broschüren benutzen. Charakteristisch für Word ist der flexible Textfluss und Gliederung. Ich liebe z.B. die Möglichkeit, die Inhalte unter Headlines ein- und auszublenden. Für Druckdaten dagegen ist es von Vorteil ein Textfeld an einem bestimmten Platz zu positionieren und darauf vertrauen zu können, dass es seine Position nicht unversehens noch ändert.

PowerPoint

Im Gegensatz zu Word sind hier alle Texte fest in Feldern verbaut und man kann über den „Folienmaster“ mehr Elemente der Vorlage schützen als bei „Kopf- und Fußzeile“ in Word. Dafür kann man Absatzformate weniger gut managen. Die Beschnittzugabe muss im Format mit eingebaut werden, man kann sie allenfalls über eine Passepartout-Grafik ausblenden. Am ärgerlichsten ist, dass bei jedem Formatwechsel alle Schriftgrößen und Führungslinien über den Haufen geworfen werden. Alle Elemente müssen neu aufgesetzt werden.

Fazit für Office

Wenn Sie bereits einen mit Publisher vertrauten Mitarbeiter haben, ist dieses Programm die beste Wahl für Druckdateien in Office. Ansonsten folgen Word und PowerPoint m.E. gleichauf, je nachdem, welches Programm Ihnen vertrauter ist.

Adobe Creative Cloud – auf selber Ebene mit den Profis

Adobe ist Marktführer bzw. Monopolist für Grafikprogramme. Ein Grafik-Designer wird seine Entwürfe üblicherweise in InDesign oder anderen Adobe-Programmen anlegen und auf dieser Grundlage dann Vorlagen in anderen Programmen erstellen.

Warum also nicht gleich selbst im Originalprogramm arbeiten?

Ihr Vorteil ist die maximale Kompatibilität mit ihrem Grafik-Designer und Ihre Souveränität über die eigenen Daten. Es spart übrigens Aufwand, wenn man einem Auftragnehmer bereits eine offene InDesign-Vorlage als Basis bereitstellen kann.

Allerdings ist die monatliche Gebühr sicherlich höher als bei der Pro Version eines Online-Design Tools. Vielleicht nicht für jede Gemeinde sinnvoll, für Landkreise oder größere Städte aber auf jeden Fall.

Hier bietet u.a. Exploredesign Mitarbeiterschulungen an. Ich zeige Ihnen die nötigen Handgriffe, um Vorlagen zu editieren und richtig für Druck oder Bildschirm zu exportieren. Die von mir betreuten Landkreise, welche sich dafür entschieden haben, fahren mit der Adobe Lösung anscheinend ganz gut. Von Fall zu Fall entscheiden sie, ob sie z.B. eine Anzeige selbst erstellen oder extern als Auftrag vergeben.

Microsoft Designer

Auch Microsoft springt gerade auf den Zug auf und startet gerade mit „Designer“ ein eigenes Online-Tool. Ich habe mich mal als Testnutzer dort umgesehen.

Im Unterschied zu den anderen Online-Tools setzt es voll auf KI. Und zwar nicht nur bei Illustrationen wie man es von DALL-E kennt, sondern auch bei der Layout-Erstellung. Man erhält hier keine Fülle von Formatvorschlägen, sondern zuerst mal ein Eingabefeld mit der Frage, was man für welches Einsatzgebiet denn gerne gestalten möchte. Ein beängstigend eleganter Ansatz. Es erinnert mich ein wenig an den Unterschied zwischen Yahoo und Google früher.

Auch bei Designer gibt es mit „Brand Kit“ eine Anpassung aller Designs an einen eigenen Look, allerdings noch ohne selbst hochgeladene Hausschriften. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind nochmal einfacher als bei anderen Design-Tools gehalten. Möglichst mühelos Designs zu erstellen ist hier offensichtlich oberstes Ziel…

designer.microsoft.com

RelayThat

Automatisches Erstellen von Formatadaptionen

Dieses Angebot betont Social-Media-Inhalte. Hier hat mich zumindest das Werbevideo mit einer eleganten automatischen Formatadaption beeindruckt. Wenn es das Versprechen halten kann, ist es in diesem Bereich Adobe Express einen großen Schritt voraus.

www.relaythat.com

Dem „Dachau handelt“-Regional-Gutschein ist in kurzer Zeit eine beeindruckende Erfolgsstory gelungen, von dem man gewiss auch für andere Gutschein-Projekte etwas lernen kann.

Nach meinem Beitrag über Regional-Gutscheine lag es für mich als Dachauer nahe, den hiesigen „Dachau handelt“ Gutschein einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Dazu habe ich mich mit Ralf Weimer unterhalten, dem Geschäftsführer der Dachau handelt GmbH. Hier die wichtigsten Inputs aus dem Gespräch:

Erste Materialien von Dachau handelt: Corona-Regeln in den Geschäften erklären.

In der Corona-Krise zusammengefunden

Unter dem Eindruck des ersten Corona-Lockdowns im März 2020 und den drastischen Umsatzeinbußen fand sich zunächst der Dachau handelt e.V. zusammen. Er versteht sich als Gewerbeverband für Stadt und Land, mit dem Ziel, als starke Regionalmarke die Wirtschaftsförderung im Landkreis Dachau zu unterstützen. Nicht nur Unternehmen, Stadt und Landkreis Dachau beteiligen sich, sondern auch bis dahin getrennt voneinander agierende Interessenverbände.

Zu den ersten Aktionen zählte eine Online-Plattform für regionale Angebote und die allseits bekannten 1,5m-Abstands-Aufkleber für die Ladengeschäfte.

Warum hat Dachau handelt einen Regional-Gutschein eingeführt?

Zunächst entspricht es voll und ganz den Vereinszielen: Mit jedem in einen Gutschein eingezahlten Euro wird Kaufkraft in der Region gebunden.

Und dann triggert ein Gutschein auch zusätzliches „normales“ Geld. Wer sonst anderswo oder im Internet eingekauft hat, besucht vielleicht erst aufgrund des Gutscheins mal wieder einen regionalen Laden. Und wer schon mal im Laden ist, kauft oft für einen Betrag ein, der den Gutscheinwert übertrifft.

Die analogen Gutscheine gab es in Stückelungen zu von 5, 10, 20 oder 50 €.

Die erste, analoge Gutscheinkarte

Als im Oktober 2020 die Coronazahlen erneut anstiegen und der Handel mit einem „Lockdown Light“ konfrontiert wurde, kamen vermehrt Anfragen nach einem Gutscheinsystem. Rechtzeitig zur Weihnachtszeit konnte ein erstes einfaches Gutscheinsystem gestartet werden.

Noch 2020 wurden Gutscheine für über 80.000 € verkauft – Geld, das auf diese Weise in der Region blieb. Dieser erste erfolgreiche Versuch hat den Verein ermutigt und zugleich die große Nachfrage nach einem Regional-Gutschein aufgezeigt.

Dachau handelt Gutschein 2.0

Digitale Dachau handelt Karte

Das nächste Ziel war es nun, die Gutscheinkarte noch professioneller aufzuziehen. Um das Gutschein- und Jobkartensystem richtig umsetzen und betreiben zu können, gründete der Verein die 100%ige Tochter Dachau handelt GmbH.

Ein wichtiger Vorteil war die Unterstützung durch Sparkasse und der Volksbank im Landkreis. Die Banken agieren zum einen als Treuhänder – eingezahlte Beträge werden treuhänderisch verwaltet, bis sie ausgegeben werden. Außerdem brachten die Banken ihr fachliches Know-How ein, z.B. in Punkto Bezahlsysteme.

Digital wird die neue Karte durch einen Magnetstreifen des Bezahl-Dienstleisters AVS, mit dem Zahlungen genauso einfach wie mit einer EC-Karte abgewickelt werden können.

Die Gutscheinkarte funktioniert genau wie die bekannten Karten von Amazon oder Netflix: Sie sind anonym, und können nur einmal aufgebraucht werden. Ein Wiederaufladen der Gutscheinkarte ist nicht vorgesehen.

Die aktuelle Lösung hat große Vorteile, so Weimer:

  • Teilbeträge können nun auf Karte verbleiben.
    Bei den analogen Karten musste immer der ganze Wert eingelöst werden. Nun ist kein Rückgeld in Bar mehr nötig, alles kommt in der Region an.
  • Kompatibel mit bestehenden Lesegeräten
    Die Magnetstreifen der Firma AWS funktionieren mit normalen Kartenlesegeräten. Die Gutscheine verursachen so keinen Zusatzaufwand an der Kasse mehr und die meisten Akzeptanzstellen haben bereits ein passendes Lesegerät. Wo das noch nicht der Fall ist, wird ergänzend eine Weblösung angeboten.
  • Besseres Monitoring der Kaufvorgänge.
    Dachau handelt hat nun stets im Blick, wieviel Gutschein-Geld noch in Umlauf ist. Es erkennt in welchen Geschäften/Branchen/Orten am meisten mit den Karten eingekauft wird und kann Trends schneller aufgreifen.

Die Karte wird branchenübergreifend gut angenommen. Beim ersten Anlauf Dezember haben Geschenkeläden besonders profitiert, dies ist aber wohl nur saisonal bedingt. Allein im Dezember 2021 wurden 150.000 € damit in der Region gehalten, 750.000 € ist die Prognose für das Gesamtjahr 2022.

Selbe Marke, anderes Produkt: die Jobkarte

Jobkarte und Gutscheinkarte – Bewusst zwei verschiedene Produkte

Es sei entscheidend, die Angebote klar zu kommunizieren und verständlich zu halten, so Weimer. Jobkarten und Gutschein sind daher als zwei grundverschiedene Produkte angelegt, die unter der gemeinsamen Marke vermarktet werden.

Steuerfreie Sachbezüge als Basis

Sachbezüge sind bis zur Grenze von 50 € im Monat steuerfrei. Ein Arbeitgeber kann seinen Arbeitnehmern greifbare Vorteile bieten, wenn er diese Freigrenze ausnutzt. Lange galt diese Regelung als Steuerschlupfloch und Auslaufmodell, doch seit der Corona-Krise erleben die Sachbezüge mit der Betonung auf Regionale Wertschöpfung einen regelrechten Boom.

Um Sachbezüge für Arbeitgeber zu organisieren, gibt es schon seit längerem Systemanbieter. die Platzhirschen sind Edenred und Givve. Wirtschaftsvereinigungen wie Dachau handelt sehen diese Anbieter aber kritisch, weil sie in der Regel keinen regionalen Nutzen spenden. Überregionale Marken und Großhändler stehen dort im Vordergrund. Erst seit kurzem fangen sie an, auf den „Regionalzug“ aufzuspringen.

Dachau handelt hat daher in Zusammen­arbeit mit den lokalen Banken eine eigenständige Lösung aufgebaut. Dabei erwies sich das Thema Sachbezüge als steuerrechtlich recht undurchsichtig. Wichtig war z.B. die Klärung, welche Akzeptanzstellen mit angeboten werden dürfen. Gelten Dienst­leistun­gen auch als Sachbezug? Nach Rücksprache mit dem Finanzamt sind sie aktuell mit dabei. Anders als die Gutscheine werden sie personalisiert und vom Arbeitgeber monatlich neu aufgeladen. Die Beträge können bis zu 3 Jahre lang angesammelt werden.

Erste Erfahrungen sehr positiv

Nach den ersten drei Monaten hatten bereits ca. 800 Arbeitnehmer die Jobkarte. Weimer betont, dass nicht nur große Firmen, sondern auch KMUs dazu kommen. Gerade kleinere Firmen im Landkreis haben den Steuervorteil bisher noch nicht für sich genutzt, obwohl er bereits ab dem ersten Mitarbeiter anwendbar ist. Dabei ist es besonders hilfreich, dass Dachau handelt die Firmen bei der Einführung der Jobkarte organisatorisch unterstützt.

Als schönes Beispiel nennt er auch den Anruf einer Augsburger Firma. Dort hat man viele in Dachau wohnende Mitarbeiter und möchte für diese eine Dachau handelt Jobkarte. Eine interessante Vision für regionale Gutscheinsysteme: Eine Firma mit Mitarbeitern aus mehreren Regionen erwirbt für jeden Mitarbeiter die passende regionale Karte.

Wie geht es weiter

Zunächst wir Dachau handelt vor allem weitere Partner als Akzeptanzstellen gewinnen. Insbesondere mit den kommunalen Betrieben wie z.B. den Stadtwerken ist man im Gespräch. Es wäre schön, wenn man auch Citybus, Freibad und Behördengebühren mit Job- und Gutscheinkarte zahlen könnte. Doch staatliche Kooperationspartner eher naturgemäß eher zögerlich, sie müssen vor allem ihre Pflichtaufgaben erfüllen.  

Für Erweiterungen und künftige Projekte liegen bei Dachau handelt viele Ideen auf dem Tisch. Doch die Ressourcen sind begrenzt, alles beruht auf ehrenamtlichem Engagement. Generell will man lieber nicht alles auf einmal angehen, sondern neue Elemente schrittweise hinzufügen.

Erfolgsfaktoren

Was sind also aus Herrn Weimers Sicht die Erfolgsfaktoren für einen Regional-Gutschein?

  • Die Zeit ist reif.
    Gutscheinsysteme sprießen aktuell aus dem Boden, sie liegen voll im Trend. Sie profitieren vom Zeitgeist und den Eindrücken das Corona-Krise. Jetzt ist sowohl bei Verbraucher als auch Unternehmern das Bewusstsein dafür gestiegen ist, dass die regionale Wertschöpfung aktiv gefördert werden muss.
  • Benutzerkomfort.
    Ein neues System muss zeitgemäß und bequem nutzbar sein, damit es angenommen wird.
  • Ein Versuch schadet nichts.
    Der Aufwand für neue Akzeptanzstellen ist minimal. Kosten fallen nur bei Transaktion an.
    Keine Anfangsinvestition (Lesegerät meist schon vorhanden), keine Ausstiegskosten oder -fristen.

Immer mehr Orte und Landkreise, geben Regional-Gutscheine heraus. Welche Optionen gibt es und wie gehen andere Kommunen das Thema an anderen Beispielen lernen? Ich habe hier für Sie einige Anregungen zusammengetragen.

Wozu Regional-Gutschein oder Ähnliches?

Die Gutscheinsysteme werden meist von einem Gewerbeverein initiiert und anschließend von der lokalen Wirtschaftsförderung der Kommune oder des Landkreises unterstützt.

  • Das Hauptmotiv ist stets die lokale Bindung der Kaufkraft, anstatt sie an internationale Player wie Amazon abfließen zu lassen.
  • Ein wichtiger Faktor ist auch die Möglichkeit für Arbeitgeber, den Mitarbeitern bis zu 44-€ monatlich sachbezogene Leistungen steuerfrei zukommen zu lassen: Die Angestellten haben also mehr von ihrem Lohn, wenn dieser Betrag ausgeschöpft wird. Dafür gibt es auch unternehmensbezogene Lösungen wie edenred, aber besser für die Region ist, wenn diese Leistungen mit Gutscheinen oder Bonuspunkten regional gebunden werden.
  • Ein Kundenbindungsinstrument auch für Unternehmen, für die sich bisher eine eigene Kundenkarte nicht lohnte. Jeder Mensch kann nur eine begrenzte Anzahl von Karten in der Geldbörse mit sich tragen.
  • Einzelhänder und Gastronomen leiden schon seit Jahren darunter, dass immer mehr Käufe bei Online-Anbietern getätigt werden. Der Regional Gutschein ist also ein Zeichen guten Willens, sich dem Trend entgegenzustellen und Geld bewusst für die heimische Wirtschaft zu widmen.
  • Die Corona-Lockdowns haben gerade Einzelhänder und Gastronomen in große Schwierigkeiten gebracht. Regional-Gutscheine sind eines der Werkzeuge, um ihnen gezielt zu helfen. Viele Gutschein-Initiative sind deswegen erst in der Coronakrise gestartet worden.

Das Prinzip Regional-Gutschein

So funktioniert’s: Der Konsument kauft einzelne Gutscheine bei der Ausgabestelle, z.B. dem Rathaus. Dabei gibt es Lösungen mit festen Stückelungen. Alternativ können die Werte auch manuell eingetragen werden und die Zahlung mit einem Stempel dokumentiert werden. Die teilnehmenden Händler können die eingenommenen Gutscheine dann bei der Ausgabestelle umtauschen.

Selber machen

Der Aufwand für Guscheine ist für die Organisatoren begrenzt, deshalb nehmen es viele Orte und Landkreise selbst in die Hand. Das ist zu tun:

Vierkirchner Gutscheinmit Beispiel-Eintrag, gestaltet von Exploredesign
  • Gutschein gestalten und Einzahlung Quittieren
  • Akzeptanzstellen gewinnen, z.B. mit Infoblatt und Einführungsveranstaltung, Infoabend für potenzielle Teilnehmer
  • Gutschein der Öffentlichkeit kommunizieren, z.B. auf der Gemeindewebsite oder im Mitteilungsblatt
  • Zusatznutzen für den Käufer kommunizieren
  • Verkaufsargumente für Konsumenten: Lokalpatriotismus und soziale Verantwortung „Wir halten zam“,
  • Schöne Geschenkidee, ggf. auch für spezielle Anlässe aufbereitet, 44€-Arbeitgeber-Gutscheine
  • Beispiel Vierkirchner Gutschein mit manueller Werteintragung
  • Beispiel Ismaning Gutschein mit festen Stückelungen

Themengutscheine

Systemanbieter

für eine gewisse Nutzungsgebühr erhalten die Initiatoren ein bewährtes System „von der Stange“. Die Systeme sind bis zu einem gewissen Grad individuell anpassbar und dem Betreiber wird einigerorganisatorischer Aufwand abgenommen, etwa für die Online-Komponente oder die 44€-Komponente.

Beispiele:

Das Prinzip Bonuskarte

So funktioniert’s: Es gibt keinen Rabatt auf den aktuellen, sondern auf einen künftigen Einkauf. Der Rabatt könnte genauso gut ein kleiner Gutschein sein, oder ein Stempel auf der Stempelkarte. Tatsächlich sind es aber meist Bonuspunkte, die dem Kunden gutgeschrieben werden. Der Händler gibt echten Wert dazu in dem er Bonuspunkte, die bei anderen Händlern der Region gesammelt wurden bei sich einlösen lässt.
Bundesweit bekannt ist das Punktesammeln mit der „Payback“-Karte. Hier besteht der Reiz für die Händler (bundesweit agierende Ketten, dass Paybacksammler im Zweifel lieber bei ihnen einkaufen, weil sie dort Punkte für ihren Einkauf erhalten. Für die Punkte kann man mehr oder weniger Geldwerte Prämien eintauschen. In den 2000ern war Payback noch weiter verbreitet, inzwischen sind viele Händler wieder zu eigenen Bonuspunktsystemen übergegangen – Vielleicht waren die Teilnahmegebühren etwas zu hoch.


Vorteile gegenüber einem Gutschein-System

  • Bonuskarten sind flexibler und spielerischer einsetzbar für diverse Marketingaktionen, z.B. Pauschale Punktgewinne oder Mehrfachzählung, z.B. 2-Fach Punkte bei Einkauf zu Happy-Hour. Gewinnspiele, Geburtstags-Extrapunkte
  • Konsumenten stecken nicht selbst Geld in das System, es sind nur Rabatte der Händler
  • Sie bieten von Anfang an Vorteile für Konsumenten (so stark wie der gewährte Rabatt / Punktewert)
  • Mit einem Gutschein in der Hand, ist es für den Verbraucher egal, ob er in einem Geschäft mit Gutschein oder nur mit Euros zahlen kann. Die Vergabe von Punkten ist für Händler dagegen ein echter Wettbewerbsvorteil ggü. nicht teilnehmenden Geschäften.

Selbst gemacht

Bonuskarten sind für eine Kommune deutlich aufwändiger zu managen als Gutscheine.

  • Jeder teilnehmende Konsument braucht ein eigenes Online-Punktekonto, über das er Punkte ausgeben kann und auf das ihm Punkte gutgeschrieben werden können. Das erfordert eine Authentifizierung mit Kundennummer sowie Passwort oder Ausweis
  • Beispiel Bonuskarte Dillingen
Messewand für die Bonuskarte Dillingen, gestaltet von Exploredesign

Systemanbieter

Bei den Bonuskarten scheinen die Systemanbieter zu dominieren, wahrscheinlich weil sie komplexer zu handhaben sind als Gutscheine.
Beispiele

Nächstes Level: Berührungslose Gutschrift mit Chipkarten

Einige Systemanbieter rüsten die Bonuskarten mit Chips aus und ermöglichen damit mehr Komfort und Anwendungen.

  • Chripkarten ermöglichen die berührungslose Punktegutschrift bei einer (Kauf)handlung, also mehr Komfort.
  • Chipkarten können bei Automaten eingesetzt werden, z.B. Parkscheinautomat. Das finde ich besonders bemerkenswert, die Bürger zahlen wohl bereitwilliger mit Bonuspunkten als mit „echtem Geld“ für eine immaterielle Sache wie Parken. Ein Beispiel ist die Stadt Villach mit City Bonus Villach
  • ein Stammkundenzusatzbonus für einzelne Geschäfte kann leichter realisiert werden, also ein gleichwertiger Ersatz für die eigene Kundenkarte

Das Prinzip Regionalwährung

So funktioniert’s, zumindest theoretisch: Die Verbraucher tauchen Euros in die Regionalwährung um, die nur bei den regionalen Akzeptanzstellen eingelöst werden kann. Anders als bei Regional-Gutscheinen haben die Regionalwährungen einen eingebauten Wertverfall. Dieser soll die Verbraucher motivieren, das Geld bald wieder auszugeben statt zu horten. Mit den nicht mehr ausgezahlten Euros sollen außerdem gemeinnützige Projekte finanziert werden.
In den 2000er Jahren waren Regiogelder sehr populär, heutzutage werden aber mehr dieser Projekte aufgegeben als neu gestartet. Die Initiatoren waren meist Idealisten, die aus politischen Motiven heraus handelten. Das bekannteste noch aktive Beispiel ist der „Chiemgauer“. Ein erhellender Artikel zum Thema findet sich hier

Das Prinzip Gutscheinheft bzw. 2zu1-Gutscheinbuch

So funktioniert‘s: Kennen Sie das Schlemmerbuch, das eine Fülle von Restaurantgutscheinen enthält nach dem System „Zahl für 1, Iss für 2“. Ein Buch ist jeweils für ein Jahr gültig, danach verfallen die enthaltenen Gutscheine. Die teilnehmenden Restaurants zahlen nichts für die Veröffentlichung im Buch, bekommen aber auch keinen Anteil am Verkaufspreis und müssen sich an die Zusagen aus dem Buch halten.
Bei Konsumenten sind die Gutscheinbücher sehr beliebt, da sie für einen spürbaren Mehrwert bekommen. Die Bücher gibt es für jede Region in Deutschland, wenn auch nicht immer genau nach Landkreisen unterteilt.
Was haben Gastronomen davon, so starke Rabatte zu geben? Nachdem es pro Restaurant nur einen Gutschein pro Buch gibt, besteht die Hoffnung, dass es dem Kunden gefällt und er nicht erst wieder nächstes Jahr mit dem nächsten Gutscheinbuch wieder kommt, sondern auch dazwischen, zum Normalen Preis. Es geht also um Neukundengewinnung.

Gutscheinhefte für Kommunen

Im kommunalen Bereich gibt es Gutscheinhefte oft als Willkommensgeschenk für Neubürger, üblicherweise mit Gutscheinen von kommunalen Unternehmen, z.B. Hallenbad oder Museum.
Für spezielle Zielgruppen und Anlässe, wird es auch für Privatunternehmen interessant sein, sich bei solchen Gutscheinheften zu beteiligen. Die Stadt Eberswalde gibt z.B. ein Gutscheinheft für Auszubildende heraus.

Kostenpflichtige 2zu1-Gutscheinhefte für Kommunen

Nur mal als Gedankenspiel: Wie könnten Kommunen das Prinzip der Gutscheinhefte nutzen?
Der Vorteil der Gutscheinhefte ist ihre starke Attraktivität für den Konsumenten. Sie kaufen für relativ wenig Geld eine Wundertüte, deren einzulösender Wert den Kaufpreis bei weitem übersteigt.
Die Gutscheine sind direkt mit den teilnehmenden Unternehmen zu verbunden, ohne Umweg über allgemein formulierte Gutscheine. Beim Regional-Gutschein https://www.regional-gutschein-geschenk.de/index.htm findet sich das als Option wieder, der Käufer muss dort allerdings den vollen Wert einzahlen und hat keinen direkten Mehrwert
Die beteiligten Unternehmen könnten anders als beim Schlemmerbuch am Verkaufserlös beteiligt werden oder es könnten weitere Wifö-Aktionen könnten damit finanziert werden.

Online-Schaufenster und Virtuelle Kaufhäuser

Online-Schaufenster der Stadt Luckau

Ergänzend zu den Gutscheinen bieten viele Gewebevereine und Wifös auch Online-Schaufenster an, in denen sich die Unternehmen der Region präsentieren können. Besonders sympathisch kommt die Stadt Luckau rüber mit einem digitalen Schaufenster-Rundgang.
Es gibt auch viele Privat betriebene Plattformen wie z.B. Dahoam in Dachau. Als Geschäftsmodell entspricht es eher den regionalen Anzeigenblättern. Werbung wird mit regionalen Nachrichten ergänzt, um die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu erhalten. Umgekehrt gehen natürlich auch die klassischen Print-Anzeigenblätter immer mehr online, Donau-Ries-Aktuell und das entsprechende „Blättle“.
Einen Schritt weiter gehen virtuelle Kaufhäuser, in denen man nicht nur die teilnehmenden Unternehmer sehen kann, sondern deren Produkte gleich erwerben kann. Hier habe ich bei einer ersten Suche nur zwei Beispiele von Systemanbietern gefunden, keine selbst entwickelte Lösung.

Virtuelles Kaufhaus Altmuehlfranken

Virtuelles Kaufhaus Altmuehlfranken (Landkreis Weissenburg-Gunzenhausen)

Hier finden die Konsumenten Produktangebot lokaler Händler vor Ort und können online shoppen gehen. Die Kunden können ihre Bestellungen dann entweder im Laden abholen oder noch am selben Tag liefern lassen. Hinter diesem Portal steht der Systemanbieter „Atalanda“. Hier finden Sie dazu einen Bericht im BR-Fernsehen.

Lozuka Siegen

Die Seite Lozuka Siegen funktioniert mit dem System Lozuka. Dazu gab es auch einen interessanten Artikel in der Zeit.

100prozenthof

Hier hat ein Online-Schaufenster ein virtuelles Kaufhaus mit integriert. Es ist allerdings noch weniger fortgeschritten als die Lösung der spezialisierten Anbieter. Zum Beispiel gibt es noch keine Produktkategorien, was einen Einkaufsbummel sehr erschwert. Technisch steht dahinter der City-App Systemanbieter „Lokalpioniere

Wie viele verschiedene Ansätze verträgt eine Region?

Weil wir eine Marktwirtschaft sind, dürfen (zum Glück) mehrere Lösungen und Initiativen gleichzeitig um die Gunst der Konsumenten ringen. So existieren z.B. im selben Gebiet die Regionalwährung „Chiemgauer“ und Gutscheinsystem „Regional-Gutschein“. Oft überschneiden sich die Systeme auch nur punktuell und können gut koexistieren, so wie es auch meherere Anzeigenblätter dauerhaft nebeneinander gibt. Es ist aber bestimmt für die Region als Ganzes vorteilhaft, wenn sich die verschiedenen Ansätze miteinander integrieren lassen.
Hier sind mir diese Beispiele besonders aufgefallen.

Die Rodinger Mark hat zumindest die Haptik einer Regionalwährung:
  • Stadt Nördlingen: „Nö-Card“ und Nördlinger Gutscheinkarte
    Vom Nördlinger Stadtmarketingverein gibt es sowohl eine Bonuspunktekarte als auch einen Gutschein. Beide Systeme können für Aktionen kombiniert werden. Bei einer Aktion zugunsten der lokalen Gastronomie während des Corona-Lockdowns zum Beispiel hiess es „Hol Dir ein Essen nach Haus und eine 5 Euro Gutscheinkarte springt raus!“ Statt des Gutscheins konnte man sich den Gegenwert in Bonuspunkten auch auf die Nö-Card buchen lassen.
  • Landkreis Cham: Der Landkreis überrascht mit gleich 8 regionalen Gutscheinverbünden, die sich jeweils auf ein Gemeindegebiet beschränken. Der Werbekreis der Stadt Roding ist einer dieser Verbünde und hat sich mit der Rodinger Mark etwas ganz besonderes einfallen lassen, siehe Abbildung rechts.

Erfolgsfaktoren für Regional-Gutscheine und Co.

Nun ist Exploredesign ein Grafikstudio und kein Marketing-Spezialist. Mit diesen Behauptungen hänge ich mich aber bestimmt nicht zu weit aus dem Fenster:

  • Das System muss für Verbraucher und Einzelhändler einen substanziellen Mehrwert bieten.
    Ein Gutschein, ohne dass Händler oder Kommune etwas verschenken ist ein Nullsummenspiel, das den Verbrauchern keine Anreize bietet.
  • Langfristiges Engagement zahlt sich aus.
    Es dauert eine Weile, bis die Bürger und die Unternehmer mit einem Gutscheinkonzept vertraut sind und es in ihrem Alltag als nützlich empfinden. Es sollte daher nicht alle Jahre komplett über den Haufen geworfen werden.
  • Wenn der Staat mitspielt, ist Fairness oberstes Gebot.
    Wenn die Kommune eine Plattform offiziell fördert oder selbst eine Plattform bereitstellt, sollte allen Wirtschaftstreibenden ein fairer gleichberechtigter Zugang ermöglicht werden und die Geldflüsse transparent kommuniziert werden.
  • Das Projekt und vor allem der Mehrwert müssen ständig kommuniziert werden.
    Am besten sollte man das Gutscheinsystem immer wieder in neuen Aktionen mit einbringen, z.B. bei Wettbewerben und Volksfesten. Ziel ist der schrittweise Aufbau als eigene Heimatmarke.

Ich hoffe, Sie haben nun einige Denkanstöße zu Kaufkraftbindung in der Region erhalten. Sicher sind Sie auch schon selbst mit Gutscheinlösungen in Kontakt gekommen. Wenn Sie auf besonders gute, schlechte oder einfach nur ungewöhnliche Lösung stoßen, geben Sie mit bitte einen Hinweis. Ich bin dankbar für weitere Anregungen

Warum machen einige Gegenstände nur ihren Job und bei anderen macht es Klick? Wann kommt eine Botschaft besonders gut an? Wo ist das Werbebudget am besten angelegt? Und nicht zuletzt:

Warum sollte eine Kommune überhaupt etwas verschenken?

Die Frage ist schon berechtigt, besonders bei knappen Kassen. Da ist zum einen die Erwartungshaltung der Bürger. Wenn es etwa bei Ehrungen an verdiente Mitarbeiter, Ehrenamtliche oder Jubilare neben einem Handschlag keinerlei Präsent gäbe, würde es wohl als grobe Knausrigkeit negativ auffallen.

Und dann sind Werbeartikel einfach ein legitimer Kommunikationskanal, genau wie Zeitungsanzeigen und Plakate. Zu kommunizieren gibt es immer was, von der Änderung des ÖPNV-Angebots bis zum Werben um junge Familien, damit es mehr Zuzug als Abwanderung gibt.

In der Werbewelt werden Werbeartikel sogar immer wichtiger, vor allem aus einem Grund: Wir alle blocken als Medienkonsumenten mit zunehmender Reizüberflutung normale Werbebotschaften immer mehr ab. Anders als andere Werbeformen sind Geschenke dagegen immer noch meist willkommen und umgehen unsere Abwehrhaltung.

Wobei besonders Institutionen auch anecken können, wenn Sie etwas verschenken. Ist ein Geschenk umweltfreundlich genug? Wird das Geld der Bürger verschwendet, etwa indem hochwertige Geschenke zu unangemessenen Anlässen gemacht werden? Ist das ist Kommunikationsziel von einer breiten Mehrheit anerkannt oder gesellschaftlich eher umstritten?
Die folgenden Herangehensweisen sollten Kommunen bei neuen Werbemitteln in Betracht ziehen:

#1 – Suche die thematische Verbindung zur Kommune

Wenn Sie Ihre Kommune als Marke stärker aufbauen wollen, geht es im Kern immer darum: Das Besondere und Liebenswerte an Ihrer Heimat herausarbeiten und dann professionell zu kommunizieren. Gefragt sind Dinge, die diese Besonderheit versinnbildlichen oder sich damit beschäftigen, nicht nur durch das aufgebrachte Logo.
Beispiele für gelungene Verbindungen zwischen Kommune und Giveaway:

Ravensburger Mehlsack als Ausstechform

#2 – Suche nach einem lokalen Anbieter

Welche regionalen Spezialitäten und welche Besonderen Unternehmen gibt es bei Ihnen vor Ort? Ein Produkt, das in der Region selbst produziert wurde, ist ein viel glaubwürdigerer Markenbotschafter als ein anonymes Produkt vom Online-Werbemittelhändler made in XY. Klar, dass kommunale Entscheider bei Angebotsanfragen immer den Preis berücksichtigen müssen. Aber es gibt erfahrungsgemäß Spielräume, die Regionalität als Entscheidungskriterium mit einfließen zu lassen. Außerdem ist der Einkauf vor Ort vorbildlich für die allseits angemahnte „Wertschöpfung vor Ort“.

  • Bonbons DONAURIES
    Die Verpackung für dieses süße Giveaway hat Exploredesign besonders gern gestaltet. Die Bonbons stammen nämlich nicht von einem anonymen Anbieter, sondern von der lokalen Eduard Edel Bonbonfabrik. Nun hat nicht jeder Landkreis eine Bonbonfabrik, aber dann bestimmt eine andere schmackhafte Spezialität.
  • Salzburger Natursalz
    Diese lokale Spezialität ist im Raum Salzburg nicht nur für private Anlässen beliebt, es wird mit Sonderabfüllungen auch gern als Kunden- oder Mitarbeitergeschenk verwendet.
  • Streuwiesen Saat
    Viele Anbieter haben Saatgut als sympathisches Giveaway im Angebot. Auch hier bietet ein regionaler Bezug (Regiosaatgut) einen Mehrwert für die Umwelt und für die Identifikationsstimmung (ein Stück Heimatwiese). Sprechen Sie vor einer Bestellung am Besten mit ihren örtlichen Naturschutzverbänden. Gute Tipps gibts bei bluehende-landschaft.de


3 – Anlass und Werbeartikel sollten zusammenpassen

Je spezifischer die Botschaft eines Werbeartikels, desto besser er dem aktuellen Kommunikationszweck gerecht werden. Andererseits ist er für andere Projekte dann nicht mehr zu gebrauchen. Ein Geschenk nur mit Stadtlogo dagegen kann zu vielerlei Gelegenheiten eingesetzt werden, als Teil einer Willkommensmappe sein, als auch zur Verteilung bei einer Informationsveranstaltung.
Für die Auflagenplanung heißt das: Allgemeine Werbeartikel kann man über den aktuellen Bedarf hinaus bestellen und damit den Stückpreis klein halten, spezifische Werbeartikel sollten genauer dem aktuellen Bedarf entsprechend produziert werden. Bei allgemeinen Werbeartikeln sollte man aber unbedingt die Haltbarkeit im Auge behalten. Auch Kugelschreiber trocknen nach ein paar Jahren aus, Luftballons werden brüchig.
Verbreitete Anlässe sind: Willkommensgruß an Neubürger, Gewinnspiel auf Stadtfest, Vorstellung eines wichtigen Berichts, Ehrungen und Preisverleihungen, Auftritte auf Regionalmessen z.B. mit Fokus auf Fachkräftegewinnung oder Tourismus. Es gibt auch ungewöhnlichere Gelegenheiten für eine kleine Aufmerksamkeit z.B. bei einer Unternehmensgründung oder einer Hochzeit.
Hier einige Beispiele für anlassbezogene Giveaways:

  • Willkommenspaket LRA Augsburg
    eigens gestaltete Informationsbroschüre und Freizeitkarte zum Landkreis, Postkartenset. Bei Bedarf flexibel mit allgemeinen Langkreis-Giveaways oder Giveaway der Gemeinde erweiterbar.
  • Schreibset für Brautpaare am Standesamt Bad Waldsee
  • Baby-Strampler Landkreis Dachau
  • Ludwig-Thoma – Die schönsten Romane und Erzählungen.
    Na gut. Ich weiß nicht mehr, ob ich diese Werkausgabe unseres Heimatdichters zum 18. Geburtstag nun von der Stadt oder vom Landkreis Dachau verehrt bekam. Aber es war einfach eine tolle, wertschätzende Geste.

#4 – Wenn, dann was Gescheites

Die Freude über ein Werbegeschenk ist direkt mit seinem Nutzwert verbunden. Wenn ein Werkzeug nicht hält, was es verspricht oder kürzester Zeit kaputt geht, kann sich die positive Wirkung auch ins Negative drehen. Zu vielen Werbeartikeln gibt es in den einschlägigen Shops eine Preisspanne zwischen dem billigsten und dem teuersten seiner Art. Bitte nehmen Sie nie den Billigsten. Wenn Sie in einer Ausschreibung das günstigste Angebot nehmen müssen, filtern Sie die möglichen Angebote vorher mit Qualitätsbedingungen.
Wenn das Budget für die Aktion knapp bemessen ist, wechseln Sie lieber in eine günstigere Kategorie von Werbemitteln und dort dann etwas vergleichsweise Hochwertiges. Hier einige Beispiele für relativ günstige Streuartikel mit echtem Nutzwert:

  • Wappen-Pin
    Ja, so ein emaillierter Pin hat einen höheren Stückpreis als ein Blechbutton. Aber dafür macht er einen wertigen Eindruck und die Bürger heften ihn sich gerne und mit Stolz an. Das Gleiche gilt auch eine Etage Teurer. Man sieht einem T-Shirt und der Anbringungstechnik spätestens nach dreimal Waschen an, ob es etwas taugt oder ein „Klump“ ist. Eine schöne Idee ist auch der ein Doppel-Pin zur Würdigung einer Städtepartnerschaft
  • Flaschenverschluss
    Nur eine ganz persönliche Beobachtung, vielleicht sieht es in Ihrem Besteckkasten auch genau umgekehrt aus. Flaschenöffner werden einem regelrecht nachgeworfen. Aber wenn man mal eine Flasche nicht in einem Zug ausleeren will, dazu sehe ich nur selbstgekaufte Exemplare… Dabei ist der Nachhaltigkeitsgedanke hier bestens in Form gebracht. Und mit Holz als Material kann man auch in Sachen Umweltfreundlichkeit nichts verkehrt machen.
  • Notizblöcke und PostIts
    …finden garantiert immer Absatz, sind extrem lang haltbar und daher ohne Risiko in größeren Stückzahlen zu produzieren. Originalität kommt mit dem Aufdruck oder (Vorsicht, wieder Zusatzkosten) mit speziellen Stanzformen

#5 – Nutze die Marketingleistung bestehender Kampagnen

Wenn eine Kommune sich für ein bestimmtes Thema einsetzen möchte, muss sie das Rad nicht unbedingt neu erfinden. Oft gibt es bereits überregional agierende Kampagnen, denen man sich anschließen kann. Diese Kampagnen bieten zu ihrer Kampagne dann oft Best-Practice-Vorschläge oder sogar einen eigenen Shop für individualisierbare Werbemittel. Ein Vorteil ist es dabei den Bekanntheitsgrad und die Professionalität der bestehenden Kampagne für sich zu nutzen. Besonders wirksam ist es aber, wenn man nicht nur „a dabei“ ist, sondern eigene Akzente setzt. Wenn es gut gemacht, ist, wird dann der Kampagnen-Betreiber seinerseits gern über Ihre besondere Aktion berichten und für zusätzliche öffentliche Aufmerksamkeit sorgen.
Wichtig ist natürlich, wer hinter der Kampagne steht: eine Privatinitiative oder Verein, ein Unternehmen oder eine Staatliche Institution.

  • Deutschland summt
    Dieser Aktion der „Stiftung für Mensch und Umwelt“ haben sich viele Kommunen angeschlossen und damit ihre eigenen Bemühungen verstärkt. Von der Aktion selbst werden keine Giveaways empfohlen, die Partnerkommunen verwenden das Branding aber für ihre Kommunikationsmittel. Mit dem „Bienenkoffer“ und einem Sachbuch zur Aktion gibt es allerdings Infomaterialien, die als hochwertige Geschenke z.B. für das Engagement von Schulklassen eingesetzt werden kann.
  • Fair Trade Towns
    Städte und Landkreise können sich als Fair Trade Towns bewerben, wenn Sie nach Kriterien erfüllen den fairen Handel auf kommunaler Ebene unterstützen. Im Gegenzug erhalten Sie bei ihren Bemühungen Unterstützung der TransFair e.V., u.a. Ideen für das Stadtmarketing oder geeignete Werbemittel.
  • Stadtradeln
    In diesem Wettbewerb geht es darum, 21 Tage lang möglichst viele Alltagswege klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückzulegen. Teilnehmende Kommunen werden mit Marketingmaterial unterstützt, darunter auch passendes Werbematerial.

#6 – Merchandising gibt den Dingen einen Wert

Klar, je höherwertiger der Werbeartikel, desto lieber wird er verwendet, desto höher geschätzt. Anlässe gibt es genug, bei denen auch mal ein höherwertiges Geschenk überreicht werden darf, z.B. Ehrungen für ehrenamtliches Engagement. Mit einer Gravur durch den örtlichen Werbetechniker oder einfach einem Aufkleber können Sie natürlich auch einzelne Geschenke „branden“.
Aber es gibt noch eine Möglichkeit, höherwertige Werbemittel zu produzieren:
Sie müssen nicht alles verschenken. Wenn ein Artikel attraktiv ist, wird er sich evtl. auch gut verkaufen lassen. Gleichzeitig erhält er dadurch einen Wert, nach dem Motto „was nix kost, is nix wert“.
Eine ideale Verkaufsplattform sind bestehende Tourismus- oder Stadtinfozentren. In einigen Gemeinden werden die Souvenirs auch im Foyer des Rathauses ausgestellt und verkauft. Auch auf der kommunalen Website kann eine kleine Unterseite mit den erhältlichen Artikeln ohne großen Aufwand untergebracht werden.

  • Heimatbuch Ergolding, im dortigen Onlineshop
  • Maßkrug mit Stadtmotiv und oder Stadtwappen
    Sie können das freilich regional anpassen, z.B. einem pfälzischen Dubbeglas. Als Bayer habe ich erstmal Maßkrüge gedacht, aber da gibt es nur ganz wenig authentisch wirkende Anbieter. Vielleicht hier oder für Einzelanfertigungen hier. Es könnte natürlich mit dem Brauereinsterben zu tun haben und dass die das Heimatgefühl beim Bier eher an der Lieblingsbrauerei hängt… zum Glück wachsen dafür Mikrobrauereien nach, deren Produkte man bestens Verschenken kann, siehe Tipp #2.
  • Übrigens habe ich auf dem Weg noch einen (mir) ganz neuen Streuartikel kennengelernt:
    „hobdee – Dein Maßkrug-Adapter“
  • Regenschirm mit Stadtpanorama
  • 3D Modell. z.B. Schlüsselanhänger Fischsaurier Eislingen

#7 – Aufmerksamkeiten sind nicht immer nur Dinge

Um auf neue Ideen zu kommen hilft es, den Begriff Werbegeschenk etwas zu erweitern. Als attraktives Geschenk kann z.B. auch gelten:

  • eine kalligrafisch gestaltete Urkunde
  • Wertgutschein für lokalen Einkauf, z.B. Vierkirchner Gutschein
  • Veranstaltungstickets
  • Bildungsgutscheine bei der örtlichen Volkshochschule
  • Verzehrgutscheine, Karusselljetons für Volksfeste
  • Gutscheinheft für Neubürger
  • Verlosung eines Eisbechers für die Teilnahme an einer Umfrage
  • Baumpflanzerlaubnis: In der Stadt Hamm gibt es einen speziellen Hochzeitswald, in dem Frischvermählte einen Baum pflanzen dürfen.
  • Einfach mal unerwartet einen ausgeben: Die Gemeinde Türkenfeld wird mir immer positiv in Erinnerung bleiben, weil es dort beim traditionellen Silvesterritt nicht nur einen Glühwein-Stand gab, sondern weil alle Kinder (auch meins) gratis Kinderpunsch bekommen haben.

Sie sind nun frisch inspiriert und möchten auch kommunale Werbeartikel für Ihre Gemeinde? Ich unterstütze Sie sehr gerne bei der Planung, dem Design und Umsetzung. Lassen Sie mich wissen, wie ich Ihnen helfen kann.

Wie können Kommunen das Markenpotential nutzen, das in ihrem Wappen steckt? Und wie kommt man überhaupt auf die Idee, sich neben diesen altbewährten Zeichen noch ein Logo zuzulegen?

Wappen sind Identitätsstifter

Das System der kommunalen Wappen ist sehr traditionsreich und tief in der Geschichte verwurzelt. So wie jeder Landstrich sein Autokennzeichen hat, hat heute fast jede Kommune ihr Wappen. Heimatverbundenheit und Lokalpatriotismus sorgen für eine große Bereitschaft, sich mit dem „eigenen“ Wappen zu identifizieren.
Denn das Wappen war gefühlt „schon immer da“ und wird von den meisten Bürgern als Teil der eigenen Kultur angesehen und vorbehaltlos akzeptiert. Wer schon einmal Diskussionen bei der Einführung eines Neuen Corporate Designs miterlebt hat, wird dieses spezielle Talent von Wappen zu schätzen wissen – und nach Möglichkeit für die Kommune nutzen wollen.
Der achtsame gestalterische Umgang mit Wappen steckt noch vielerorts in den Kinderschuhen. Insbesondere kleinere Kommunen setzen zwar häufig Logos ein, vernachlässigen dabei aber die Pflege ihres Wappens und eine einheitliche Darstellung.

Warum sollte man sich um das „eingestaubte“ Wappen kümmern?

Vor allem, wenn man doch schon ein „zeitgemäßes“ Corporate Design hat? Eben darum. Ein Wappen muß nicht modern sein, es ist viel langfristiger angelegt als ein Logo oder ein Corporate Design. Ein Wappen neu einzutragen oder auch nur eine Änderung vorzunehmen, ist für eine Kommune ein aufwändiges Unterfangen. In Bayern bedarf es dazu sogar die Genehmigung des Innenministeriums. Logos auszutauschen dagegen kostet vielleicht Geld, aber viel weniger bürokratischen Aufwand.
In der Folge haben Logos und die mit Ihnen verbundenen Corporate Designs eine „Lebenserwartung“ von unter 10 Jahren, Wappen dagegen halten Jahrzehnte und Jahrhunderte. Wenn eine Kommune das Potenzial ihres Wappens zu Ihren Lebzeiten nicht nützen will, kann die nächste Generation das wieder ganz anders sehen.
Sogar wenn man es darauf anlegen sollte, kann ein Wappen nur schwer gestalterisch ausgeblendet werden. Spätestens bei amtlichen Handlungen wie Urkunden oder amtlichen Stempeln benötigt man sie doch und es entsteht ein Bruch zum sonstigen Erscheinungsbild einer Kommune.

Wappen, Logo oder Wappenlogo – Von was reden wir da eigentlich?

Zunächst sollten wir kurz die Begriffe klären.

  • Ein Logo ist ein grafisch gestaltetes Zeichen zur Kennzeichnung eines Unternehmens, einer Organisation, Veranstaltung oder eines beliebigen Themas. Ein Wappen ist also immer auch ein Logo.
  • Was man gemeinhin als Logo bezeichnet, ist meist eine Wort-Bild-Marke. Darunter versteht man eine dauerhafte Kombination zwischen textlichen und grafischen Elementen in einer Darstellung. Viele Logos bestehen auch nur aus einem typografisch definierten Schriftzug. Ein Beispiel ganz ohne Bild-Anteil ist die Firma SIEMENS, zumindest seit 1973.
  • Eine Marke ist als „Markenzeichen“ einmal ein rechtlich geschütztes Herkunftszeichen. Ein Wappen kann also sehr wohl ein Markenzeichen ein. Die Verwendung kommunaler Wappen ist rechtlich auf besondere Weise geschützt, da es sich um staatliche Hoheitszeichen handelt. Im Marketing geht der Begriff Marke noch viel weiter und umfasst das Gesamterscheinungsbild eines Produkts oder einer Organisation sowie die Vorstellung davon im Bewußtsein der relevanten Zielgruppen. Insofern kann ein ganzer Landkreis oder einzelne seiner Produkte als Marke betrachtet und gepflegt werden. Das Wappen ist dann wie das Logo bei Organisationen nur ein kleiner sichtbarer Teil der Marke.
  • Ein Wappen ist ein grafisch gestaltetes Zeichen, das nach bestimmten heraldischen Regeln gestaltet wurde. Wappen werden in der Regel von einzelnen Familien, kirchlichen Würdenträgern und eben von Kommunen eingesetzt. Aber auch Unternehmen verwenden Ihr Wappen als Logo (z.B. Malteser Hilfsdienst) oder haben ein Wappenähnliches Logo gestaltet (z.B. Porsche, Viktorinox). Sie können Ihr Wappen also jederzeit als Logo behandeln und einsetzen. Nur wenn sie es Logo nennen, wird es in der Öffentlichkeit irritierend wirken.
  • Ein Wappenlogo entsteht, wenn eine Kombination aus Wappen und einem Schriftzug mit Kommunennamen fest als Einheit definiert ist. Im Markensprech würde man es dann auch eine „Wort-Bild-Marke“ nennen. Der Weg vom Wappenlogo bis zum völlig eigenständigen Logo ist fließend. Es können weitere Schmuckelenente hinzukommen wie z.B. Unterstreichungen, Bildelemente. Oder statt dem ganzen Wappen werden nur einzelne Elemente des Wappens aufgegriffen, z.B. das Wappentier.

Gestaltungsfreiheiten für kommunale Wappen

Das Wappen der Gemeinde Vierkirchen in einem handgezeichnetem Stil

Was darf man an einem Wappen ändern? Erstaunlich viel! Streng sind die Vorschriften nur durch die heraldische „Blasonierung“: Welche Grundform hat das Wappen, wie ist die Fläche aufgeteilt und welche Inhalte haben die einzelnen Flächen?

  • Linien: Üblicherweise sind alle Wappenformen heutzutage von Konturen eingefasst. Das ist aber kein Zwang. Das offizielle Wappen der Stadt Braunschweig kommt z.B. ohne Binnenkonturen aus
  • Stil: Die Blasonierung schreibt vor, was in einem Feld dargestellt ist, aber nicht wie. Ein Wappentier kann z.B. eher flächig oder eher natürlich, plastisch dargestellt werden. Die Strickführung kann geometrisch wirken, aber auch handgezeichnet
  • Als Farben sind (in Deutschland) nur wenige Grundfarben erlaubt, Gold, Silber, Rot, Grün, Blau, Grün, Schwarz sowie Purpur für kirchliche Institutionen. Doch wie die Farben definiert sind, ist der Kommune selbst überlassen. Ein Grün kann z.B. also durchaus einen Stich ins Gelbe oder eher ins Türkise haben. Sie bestimmen, welche Farbwerte Sie für CMYK, RGB, RAL und Co. festlegen. In Bayern wird die Farbe Blau allerdings häufig der fest definierte Blauton des Bayerischen Staatswappens übernommen, besonders wenn das Wappen ein weiß-blaues Rautenmuster enthält.

Mittelalterlich ist sehr relativ

Das Wappen der Gemeinde Kirchensittenbach stammt aus dem Jahr 2001

Schon seit dem Mittelalter geben sich nicht nur Adelsgeschlechter, sondern auch manche Kommunen Wappen als Erkennungszeichen. Mit Ihrer Schildform erinnern Wappen an das Mittelalter und repräsentieren erfolgreich eine jahrhundertealte Tradition, welche die Bürger gerne als Teil ihrer Geschichte und Identität annehmen.
Diese Identifizierung funktioniert erstaunlicherweise auch mit vergleichsweise jungen Wappen. Die große Mehrheit der kommunalen Wappen erhielt ihr heutiges Aussehen zwischen 1950 und 1980er Jahren.
In Bayern war die Bayerische Gemeindegebietsreform nach 1972 ein Auslöser für Veränderungen oder Neuerstellungen der Wappen. Ca. 20 Prozent der Orte und 77 Prozent der Landkreise bekamen damals ein neues Wappen. Oft beschränkten sich die Entwerfer dabei bewusst auf einen Formenkanon, wie er auch bereits im Mittelalter verfügbar war. Aber das ist nicht obligatorisch: schauen Sie z.B. auf das „Atom-Ei“ im Wappen der Stadt Garching.
Im 21. Jahrhundert gab es in Bayern nur noch wenige komplette Neuschöpfungen, eines davon ist Kirchensittenbach. Dieses Wappen ist übrigens auch ein gutes Beispiel für die gestalterischen Freiheiten, die Kommunen mit ihren Wappen haben. Wenn Sie das Wappen genauer unter die Lupe nehmen, sehen Sie eine ziemlich abstrakt dargestellte Katze und generell aufgerauhte Konturen.
Neue Blasonierungen sind heute meist Änderungen an bereits bestehenden Wappen. Das Wappen von Beilngries z.B. stammt eigentlich aus dem Jahr 1406. Im Zuge der Säkularisation 1819 wurde der Bischofsstab entfernt und die bestimmende Farbe von Rot in Blau umgeändert. Anlässlich der 1000-Jahrfeier wurde im Jahr 2006 das alte Wappen wieder mit leicht modernisierten Formen eingeführt.
Einer der wichtigsten Wappenentwerfer war Otto Hupp (1859 – 1949). Nach seiner Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf zog er 1878 nach München und konzentrierte sich zunehmend auf die Heraldik. Er malte mehr als 6.000 Wappen, und schrieb mehrere Bücher zum Thema. Mehr Infos findet man unter de.wikipedia.org/wiki/Otto_Hupp.

Wie sollte man mit einem Wappen im Corporate Design umgehen?

Hauptsache: Bewusst und respektvoll.

Unterschiedliche Wappenversionen vermeiden

Ein wichtiges Prinzip beim Corporate Design ist eine Einheitlichkeit in der Gestaltung, um den Wiedererkennungswert zu steigern. Bei Logos ist es Standard, dass es eine offizielle Logoversion gibt, die nicht verändert werden darf.

  • Wappen haben den gleichen Respekt verdient. Das heißt nicht, dass die gültige Form nicht immer wieder neu definiert werden darf oder dass das Wappen nicht jederzeit künstlerisch interpretiert werden darf. Nebenstehend gezeigt am Beispiel der Stadt Ingolstadt.
  • In der Wappenstudie von Exploredesign kursierten bei 36% der teilnehmenden Kommunen noch gestalterisch unterschiedliche Wappenversionen. Dabei gab es einen engen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein eines eindeutigen Originals und der Verbreitung unterschiedlicher Versionen eines Wappens. Wenn eine Originalzeichnung noch vorhanden war, basierten alle Dateien (meist als Scans) auf dieser Basis.

Vektornachzeichnung

  • Logos werden schon seit Jahrzehnten standardmäßig als Vektorgrafiken angelegt. Die Vorteile für das Corporate Design sind offensichtlich:
  • Beliebige Vergrößerung ohne Qualitätsverlust (im Gegensatz zu Pixelgrafiken)
  • optimal für das Aufbauen eines Dateiensets auch für graustufige und einfarbige Anwendungen. Es können jeweils dieselben Konturen verwendet werden.
  • Eindeutige Farbtöne (z.B. im Pantone-System), wichtig für einheitliches Erscheinungsbild
  • Optimale Darstellung auf farbigen Hintergründen: Vektorwappen sind bereits freigestellt.
  • Bestens konvertierbar in alle relevanten Dateiformate
  • Die Vektornachzeichnung sollten Sie von einem professionellen Grafiker (z.B. Exploredesign 🙂 vornehmen lassen. Zwar gibt es für fast jede Kommune auch eine kostenlose Vektorgrafik in Wikipedia, aber die Gestaltung wirkt oft unharmonisch mit vielen Abweichungen vom „Original“ und die Nutzungsrechte sind nicht 100-prozentig geklärt.


Wappenelemente ins Corporate Design aufnehmen

Wenn Exploredesign ein kommunales Corporate Design entwirft, schaue ich immer erst nach den Elementen, die bereits vorhanden sind und welche die Öffentlichkeit mit der Kommune verbindet. Das verleiht dem Neuen von Anfang an eine gewisse Verwurzelung und Plausibilität, macht es für die Bürger leichter, sich auf den neuen Look einzulassen. Dazu gehört, auch das Wappen und seine Elemente nach möglichen Ansatzpunkten abzuklopfen. Was spricht z.B. dagegen, die dominierenden Wappenfarben auch im Corporate Design weiter mit aufzunehmen?
Für die Gemeinde Mertingen hat Exploredesign z.B. das markante Eisenhut-Muster aus dem Wappen aufgenommen und in neue Anwendungen mit integriert.

Beispiele für den Einsatz von Wappen im Erscheinungsbild

  • Straubing – Wappen wird zum Logo
    Hier sollte das in den 90er-Jahren entstandene Stadtlogo wieder durch eine modernisierte Form des Wappens ersetzt werden. Das Logo symbolisierte den Strahlenkranz der Dreifaltigkeitssäule, einem Wahrzeichen Straubings. Es wurde von vielen Bürgern aber als zu abstrakt und austauschbar empfunden. Das modernisierte Wappen kam zwar gut an, doch die neue Schildform und die neue vertikale Schildteilung hätten die Wappenbeschreibung geändert, eine offizielle Anerkennung der neuen Form wäre schwierig geworden. Die Lösung: Der neue Wappenentwurf fungiert nun als Logo, das bestehende Wappen wurde dagegen formell beibehalten.
  • Der Weichser Frechdachs
    Dieses vom ortsansässigen Künstler Armin Schöntag gestaltete Maskottchen wird von der Gemeinde Weichs als identitätsstiftender Sympathieträger eingesetzt. Der Dachs leitet sich von den Wappenfarben Schwarz und Weiß her sowie vom nahen „Dachsberg“. Als eher ungewöhnliches Kommunikationsmittel für kleinere Kommunen kann es umso stärker wirken.
  • Stadt Regensburg
    Hier wurde wie in Straubing ein freier gestaltetes Wappen als Logo verwendet. Exploredesign gefällt es sehr gut, weil es das Wappen ohne Konturen viel frischer und prägnanter wird. Alte Foreneinträge zeigen aber, dass es bei seiner Einführung ziemlich kontrovers beurteilt wurde. Man sieht mal wieder, Design ist mehr Geschmackssache als Wissenschaft.
  • Landkreis Dachau
    Mein eigener Landkreis verwendet das offizielle Wappen als Logo. Hier hat Exploredesign das vorhandene Wappen behutsam als Vektorgrafik nachgezeichnet und ein Dateienset in allen relevanten Foramte und Farbvarianten bereitgestellt. Für informellere Anlässe gibt es inzwischen auch die Logo-Varianten als „Skribble-Wappen“ und „Herzwappen“. Der Slogan „Beste Gegend.“ wurde von einer im Dachauer Hinterland spielenden Filmtriologie inspiriert.
  • Landkreis Donau-Ries
    Der Landkreis Donau-Ries hat sich für eine Aufgabenteilung zwischen Logo und Wappenlogo entschieden. Das Logo zur „Dachmarke DONAURIES“ wird für das Standortmarketing, Regionalentwicklung, kulturelle Aktivitäten und die Wirtschaftsförderung eingesetzt. Immer wenn der Landkreis hoheitliche Aufgaben des Landkreises geht, übernimmt das Wappenlogo die Hauptrolle.

Argumente für die Einführung eines Logos zusätzlich zum Wappen

Viele Kommunen versprechen sich ein moderneres Auftreten mit dem Logo, insbesondere in der Öffentlichkeitsarbeit. Darum haben auch Kommunen mit aktivem Tourismusmarketing besonders häufig ein eigenständiges Logo zusätzlich zum Wappen.

  • Wenn man ein Logo als Wort-Bildmarke begreift, lässt sich damit viel besser als mit einem einzeln dastehenden Wappen ein Slogan transportieren.
  • Das Logo kann identitätsstiftende Besonderheiten oder touristische Argumente visualisieren, die im Wappen noch nicht vorkommen. Der Landkreis Günzburg z.B. positioniert sich klar als „Familien- und Kinderregion“ und stellt das in seinem offiziellen Logo deutlich in den Vordergrund.
  • Auch die sichtbare Trennung von hoheitlichen Aufgaben und Standortmarketing ist vielen Kommunen ein Anliegen. Für die hoheitlichen Aufgaben wird dann vorrangig das Wappen eingesetzt, für das Standortmarketing das Wappen.
  • Die Vergabe von Nutzungsrechten an Dritte (z.B. bei Veranstaltungen oder regionalen Produkten) ist bei Logos rechtlich einfacher als bei den Wappen als Hoheitszeichen.
  • In einigen Fällen spielt auch die eigene Identitätsstiftung eine Rolle, z.B. um einen Entwicklungsprozess zu symbolisieren.

Das von Exploredesign gestaltete Logo des Landkreis Kelheim z.B. zeigt nicht nur von der Befreiungshalle, Donau und Hopfenanbau, sondern erzählt auch eine Geschichte. Industrie, Bäder und Landwirtschaft sind im Landkreis wie im Logo schwerpunktmäßig von Nord nach Süd verteilt. Das harmonische Zusammenspiel dieser verschiedenen Elemente symbolisiert die Einheit des 1972 entstandenen Landkreises.

Fazit

Betrachten Sie Ihr Wappen als wichtiges Element Ihres Erscheinungsbildes. Wie setzen Sie es aktuell ein und ist der Zustand so wie gewollt? Mein Tipp ist, sich auf jeden Fall mit dem Wappen zu beschäftigen und seine Rolle klar zu definieren. Ihr Erscheinungsbild kann dadurch nur gewinnen.
Mehr über (kommunale) Wappen erfahren Sie hier:

  • Wappenstudie von Exploredesign
    Im Jahr 2013 führte ich eine Bayernweite Umfrage zum Einsatz der Wappen unter den Landkreisen und Orten des Freistaats durch. Auch wenn die Ergebnisse nicht mehr ganz aktuell sind, ist es doch ein empfehlenswerter Einblick.
    Download Wappenstudie
  • Gemeindeportal beim Haus der Bayerischen Geschichte
    Eine tolle Datenbank aller Bayerischen Kommunalwappen. Sehenswert ist auch die Sammlung von Wappenumsetzungen in Architektonischen und künstlerischen Anwendungen.
    www.hdbg.eu/gemeinden
  • Wappenfibel – Handbuch der Heraldik
    Ein fundierter Einstieg in die Welt der Heraldik, zumindest für Exploredesign war es sehr hilfreich.
    Wappenfibel bei Amazon
  • Der Wappen-Löwe e.V.
    Dieser Verein setzt sich für die Förderung der Heraldik und verwandter Wissenschaften ein. Exploredesign ist seit 2016 Mitglied und erhält so jederzeit fachliche Expertise, wenn einmal neue Fragen auftauchen.
    www.wappen-loewe.de

Möchten Sie nun das Potenzial ihres eigenen kommunalen Wappens besser nutzen? Ich unterstütze Sie sehr gerne bei der Formfindung und der Integration ins Corporate Design. Lassen Sie mich wissen, wie ich Ihnen helfen kann.

Barrierefreie Internetangebote sind für öffentliche Einrichtungen inzwischen Pflicht, deshalb ist dieses Thema auch für Kommunen besonders dringlich. Noch genügen längst nicht alle kommunalen Websites der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) 2.0. Auch bei der Arbeit von Exploredesign nimmt Barrierefreiheit einen immer höheren Stellenwert ein. Ich habe meine bisherigen Erfahrungen und Lektüre deshalb hier einmal kurz zusammengefasst.

Barrierefreiheit macht wirklich Sinn

Wenn „von oben“ neue Anforderungen kommen, hält sich die Begeisterung oft in Grenzen. Der Nutzen der DSGVO etwa hat sich vielen Leuten nie erschlossen, wobei der Aufwand für die Website-Entwicklung glücklicherweise gering war Barrierefreiheit ist ein ganz anderer Fall: Ob eine Seite barrierefrei ist oder nicht, entscheidet für die betroffenen Nutzer, ob sie die enthaltenen Informationen oder Dienst­leistun­gen nutzen können oder nicht. Das wird um so gravierender, je mehr der Online-Auftritt zum wichtigsten oder einzigen Kommunikationsmittel wird und die Informationen auf anderem Wege gar nicht oder nur noch sehr umständlich beschafft werden können.

Barrierefreiheit soll vor allem Behinderten zugutekommen, doch eigentlich profitieren alle Nutzer davon:

  • Barrierefreiheit verlangt standardkonforme HTML-Programmierung, das wirkt sich positiv auf die Suchmaschinenoptimierung SEO aus und damit auf die Besucherzahlen.
  • Meist gehen Barrierefreiheit und Nutzerfreundlichkeit Usability Hand in Hand.
  • Auch Senioren und Nicht-Muttersprachler profitieren von vielen Maßnahmen… Die erreichte Zielgruppe wird größer

Arten der Behinderung und spezifische Hilfsmittel

Es gibt nicht „die Behinderten“ als Zielgruppe, denn die möglichen Beeinträchtigungen sind sehr heterogen

Sehbehinderung

Es gibt viele Arten von Sehbehinderung. Verschieden ausgeprägte Weit- und Kurzsichtigkeit, aber auch Farbfehlsichtigkeit und Blend-Empfindlichkeit. Die meisten Menschen sind also im Laufe ihres Lebens zumindest zeitweise sehbehindert. Für die Betroffenen ist die Kontrolle der Schriftgröße und der Farb- und Kontrastwahl im Browser wichtig. Eine Anforderung für die Website ist daher z.B., dass das Layout auch mit stark vergrößerter Schrift funktioniert.

Blindheit

Blinde setzen ein Screenreader-Programm zur Bedienung des gesamten Computers ein. Inhalte werden dabei in eine Sprachausgabe oder als Braille-Zeile übersetzt. Ein häufig verwendetes Programm ist z.B. „JAWS“ Die Website muss daher gut strukturiert sein, so dass die Sprachausgabe sie gut übersetzen kann. Zu visuellen Elementen muss es entsprechende Alternativtexte geben. Außerdem müssen alle Stellen mit Tastatursteuerung erreichbar sein.

Motorische Einschränkungen

Wer nicht beide Hände wie gewohnt einsetzen kann, für den müssen Hilfsmittel Mauszeiger und Tastatureingabe ersetzen. Die Mausbewegung kann z.B. per Eye-Tracking kontrolliert werden und das Saugen und Blasen an einem Mundstück die Linke und Rechte Maustaste bedienen. Auch für diese Nutzergruppe muss eine Website die Maus- und Tastatur Bedienbarkeit gleichwertig ermöglichen


Kognitive Einschränkungen

Menschen mit Lernschwierigkeiten z.B. Lese/Rechtschreibschwäche benötigen keine anders erreichbaren Inhalte, sondern Anpassungen an den Inhalten selbst. Bilder und Videos sind wertvolle Elemente, die das Verständnis der Inhalte ermöglichen. Ein Beispiel für eine ganz andere Art von Barrierefreiheit ist die Symbolsprache von symbolworld.org, die Menschen mit kognitiven Einschränkungen unterstützt. Inhalte müssen zudem möglichst verständlich formuliert und gegliedert sein, die wichtigsten Inhalte sollten am besten in „Leichte Sprache“ übersetzt werden.

Gehörlosigkeit

Gehörlose haben vor allem bei Video- und Audio-Beiträgen ein Problem. Deshalb sollten diese Inhalte immer auch als Transskript zw. als Untertitel bereitstehen. Da zusätzlich die Schriftsprachkompetenz bei Gehörlosen oft vermindert ist, sind zusätzliche Videospuren mit Gebärdensprache sinnvoll.

Vorgaben nachweisbar erfüllen

Für kommunale Websites ist BITV 2.0 ist die geltende Vorgabe. Für Bayern gilt, dass jede kommunale Website eine „Barrierefreiheitserklärung“ enthalten muss. Darin ist transparent darzulegen, nach welcher Methode die Website getestet wurde und wie das Ergebnis ausfiel. Und eine Absichtserklärung, welche weiteren Maßnahmen man noch unternehmen wird.
Ob der Stand der Barrierefreiheit und der Barrierefreiheitserklärung einer kommunalen Website den Anforderungen genügt, wird in Zukunft immer häufiger geprüft werden. In Bayern macht das die „Durchsetzungs- und Überwachungsstelle für die Barrierefreiheit von Websites und mobilen Anwendungen“.

Testmethoden

  • Offiziell barrierefrei ist eine Website, wenn sie den „BITV-Test“ bestanden hat. Dieser Test wird von anerkannten Prüfstellen durchgeführt und ist kostenintensiv.
  • Mit dem „BITV-Selbsttest“ kann sich jeder selbst ein Bild von der Barrierefreiheit einer Website machen – und wie die Website im offiziellen BITV-Test wohl abschneiden würde. Allerdings sind lediglich 4 von 60 Prüfschritten gestalterischer Natur, der Rest dreht sich um die Programmierung und erfordert einige Fachkenntnisse. Auch Exploredesign bietet einen BITV-Selbsttest mit anschließender Dokumentation und Handlungsempfehlungen an.
  • Für die Barrierefreiheitserklärung reicht aktuell ein automatisierter kostenfreier Test aus, z.B. WAVE. Auch die Ergebnisse dieses Tests müssen allerdings ins Deutsche übersetzt und professionell dokumentiert werden.

Barrierefreies Webdesign

Warum Barrierefreiheit sichtbar sein muss

Viele wichtige Maßnahmen der Barrierefreiheit sind für den „Normal“-Nutzer nicht auf den Ersten Block sichtbar, z.B. ob eine Datentabelle als Bild oder als HTML-Tabelle eingebunden ist. Auffallen wird dagegen, wenn es nur noch relativ große Schrift gibt und zwischen Texte und Hintergrund noch sehr starke Kontraste herrschen.
Warum auf Kontraste achten, wenn die betroffenen Nutzer mit diversen Hilfsmitteln sowieso eine individuelle Ausgabe erhalten? Die für normalen Nutzer spürbaren Anpassungen helfen vor allem Menschen mit leichteren Sehbehinderungen und dazu gehört schon leichte Weitsichtigkeit. Das Ziel ist es, möglichst viele Nutzer mit der normalen Website zu versorgen, ohne dass sie auch besondere Hilfsmittel zurückgreifen müssen.

Kontrastreiche Texte

Für die Gestaltung ist es schade, weil Kontraste ein ganz wesentliches Gestaltungselement sind. Aber es gilt ja nur für Text und Hintergrund. Für Bilder und Schmuckelemente gelten dagegen nach wie vor alle gestalterischen Freiheiten.

Verzicht auf in Grafiken umgewandelte Texte

Ausnahme: Logos mit Textelement (Wort-Bild-Marke).

Standardschriftgröße 16px

Als ich in den 90er Jahren mit Webdesign angefangen habe, galten 12px als angenehme Lesegröße, allzu extrem ist die Anpassung also nicht ausgefallen.

Einbau von Steuerelementen in Entwurf

Icons für Sprachausgabe, Kontrast, Schriftgröße usw. sollen vor allem signalisieren: Man tut was. Tatsächlich nutzen Behinderte meist andere Hilfsmittel. Diese Steuerelemente sind allerdings eine sinnvolle Einladung für Leute, die sich selbst noch gar nicht als behindert empfinden, aber den angebotenen Service dennoch gut brauchen können. Wirklich wichtig sind Steuerungselemente für alle Animationen und Sounds. Hintergrundmusik oder Bewegung ist für manche Nutzer sehr irritierend und kann sie am Erfassen der Inhalte hindern.

Responsivität

Das Layout soll nicht gesprengt werden, auch wenn der Nutzer im Browser eine größere Standardschrift einstellt. Diese wichtige Anforderung erfüllen heutzutage die meisten Websites, weil sie sich nahtlos an verschiedenste Bildschirmgrößen anpassen müssen.

Konzeptionelle Elemente

Diese Maßnahmen sollten im Design-Entwurf bereits mit einfließen und visualisiert werden:

  • Mehr-Wege-Kommunikation, z.B. Pfadnavigation zusätzlich zur Menü-Navigation.
  • Inhaltlich wichtige Sachen wie Link-Listen und Glossar mit vorsehen.
  • Wortwahl für Menüpunkte (Keine zu großen Wörter in sensiblen Bereichen) Silbentrennprogramme haben sich noch nicht allgemein durchgesetzt.

Barrierefreie Programmierung

Programmierer sollen vor allem Inhalte, Design und Interaktive Skripte sauber voneinander zu trennen und den HTML-Code regelkonform zu strukturieren. Das macht es den diversen Werkzeugen leichter, die Inhalte sauber auszulesen und für die Betroffenen nutzbar zu machen.
Besser ist es, diese Regeln besser bereits bei der Entwicklung zu beachten und nicht im Nachhinein reparieren. Der beste Zeitpunkt für richtige Barrierefreiheit ist daher ein Web-Relaunch.
Fast alle kommunalen Websites arbeiten heutzutage mit einem CMS (Content-Management-System). Verbreitete Systeme wie Joomla oder WordPress lassen sich gut individuell von einem Programmierer anpassen, auch in Bezug auf Barrierefreiheit.
Es gibt auch einige spezielle auch Barrierefreiheit ausgelegte CMS-Angebote, wie z.B. Plone. Die Gestaltungsmöglichkeiten erscheinen aber ziemlich eingeschränkt und für den Bedarf von Kommunen nicht passend.
Exploredesign arbeitet für kommunale Websites mit dem kommunalen IT-Dienstleister DigitalfabriX zusammen. Deren System „komXcms“ hat sich seit vielen seit vielen Jahren für die besonderen Belange von Gemeinden und Landkreisen bewährt berücksichtigt auch von Vornherein die Barrierefreiheit. Unnötige Barrieren können sich dann nur noch durch die eingepflegten Inhalte einschleichen.

Inhalte – Die Mühen der Ebenen

Wenn Webdesign und Programmierung geklärt sind, ist es an den Online-Redakteuren, das Niveau der Barrierefreiheit weiter zu halten und wenn möglich auszubauen. Ein wichtiger Teil der Barrieren liegt in den Inhalten selbst.

Laufende Qualitätssicherung

Die Online-Redaktion sollte die eigene Website regelmäßig proaktiv durchgehen und Verbesserungsvorschläge zu Usability und Barrierefreiheit zusammentragen. Dazu gehört auch, betroffene Nutzer zu Feedback zu ermuntern und auf deren Hinweise einzugehen.

Videos

Die wichtigste und einfachste Maßnahme ist das manuelle Einpflegen von Untertiteln. Dazu gibt es z.B. bei YouTube eine komfortable und kostenlose Untertitel-Funktion. Wenn das Video auf der eigenen Website einbettet, kann man über die Parameter die Untertitel dann gleich automatisch aktivieren.
Wenn es zum Video einen beschreibenden Text gibt, kann man dort auch darauf hinweisen, wenn das Video mit Untertitel und ggf. weiteren Hilfsmitteln versehen ist.
Vollkommen barrierefrei ist ein Video allerdings erst dann, wenn es auch über Audiodeskriptionen (Zusätzliche Tonspur mit Beschreibung der zu sehenden Inhalte) und über eine Videospur Gebärdensprache verfügt. Das kann allerdings schnell kostenintensiv werden. Wenn ein Video barrierefrei ist, kann man auch den Player von Aktion Mensch verwenden.

Alternativtexte für Grafikelemente

Alle Bildelemente sollten mit einem erklärenden Alternativtext versehen.

  • Eine Ausnahme sind rein dekorative Elemente ohne jeglichen inhaltlicher Zusatznutzen.
  • Solche Deko-Elemente sind vielleicht im Webdesign sinnvoll, aber nicht für Online-Redakteure… also lieber weglassen.
  • Bilder, die zur Veranschaulichung dienen, sollten mit einem knappen Alternativtext beschrieben werden. Wenn es zusätzlich eine Bildunterschrift gibt, dann sollte der Alternativtext den Inhalt des Bildes Beschreiben, den man auch ohne Bildunterschrift erkennen könnte. Beispiel Alternativtext: „Ein Mann mäht den Rasen“; Bildunterschrift „Auch Rasenmähen sollte man während der Ruhezeiten in einem Wohngebiet unterlassen.“
  • Infografiken enthalten oft wichtige Inhalte, die sonst nicht im Text vorkommen. Dazu braucht es immer eine Textalternative, die das Bild genauer beschreibt. Natürlich kann z.B. der unmittelbare Überblickscharakter einer Karte Eindruck einer Karte nie vollständig mit einer linearen Beschreibung wiedergegeben werden, aber man kann sich zumindest bemühen. Stellen Sie sich einfach vor, sie müssten Jemanden eine Kartengrafik und die wichtigsten darin enthaltenen Informationen am Telefon erklären.

Tabellen

  • Tabellen nie als Bilder, sondern als HTML-Tabellen einbauen
  • Tabellen immer mit einem Titel, einer Kopfzeile und einer Beschreibung versehen. Dieser kann unsichtbar sein und nur für Screenreader gedacht sein.
  • Layout-Elemente in Tabellen meiden z.B. Leerzeilen und Leerspalten nicht zur Gliederung benutzen.
  • Wenn es zu komplex wird, ggf. Aufteilung in mehrere Tabellen.
  • Links in Teaserboxen
    Diese Elemente sind wichtige Schaufenster für tiefer liegende Inhalte. Nach einem oft automatisch aus dem verlinkten Inhalt generierten Teaser-Text geht es weiter mit „Lesen Sie weiter“, oder „Mehr…“. Das ist leider nicht aussagekräftig und stellt eine große Barriere dar. Linktitel müssen stattdessen das Linkziel so genau angeben, dass sich ein für blinde und sehbehinderte Menschen mühseliger Kontextwechsel lohnt.
    Der Teaser-Text sollte am besten manuell formuliert sein und die wesentlichen Inhalte des verlinkten Ziels verraten. Programmiertechnisch sollte der Teasertext mit dem „Mehr-“ Link in einem Absatz-Tag zusammengefasst sein, um dem Link zugeordnet werden zu können.
    Über die Programmierung sollte zusätzlich gewährleistet sein, dass für Bild, Teasertext und Mehr-Link nicht 3mal denselben Link vorgelesen wird. oder dass sich Teasertext und Alternativtext für das Teaserbild nicht doppeln.
  • Links im Text
    Alle Hyperlinks sollten das Ziel explizit nennen und den Inhalt Das sollte nicht die URL selbst sein, denn gerade „Deep Links“ lesen sich oft recht sperrig. soll idealerweise selbsterklärend sein, z.B. „Magazin X Artikel „Alles über Thema A“
    Wenn das nicht gegeben ist, soll das Linkziel wenigstens aus nahem Textumfeld zu erkennen sein, z.B. „Einen Interessanten Artikel im Magazin X zu Thema A finden Sie hier
  • Weiterführende Links
    sollten wenn möglich nicht oder zumindest nicht nur im laufenden Text unterbringen, sondern als Liste am Ende des Texts

Layout

Hier kommt es darauf an, welche Freiheiten das CMS dem Online-Redakteur lässt. Wenn es Freiheiten gibt, dann sollte sich der Online-Redakteur selbst Grenzen setzen. Neue Farben, Zeilenabstände und Auszeichnungsarten sollten z.B. nur in Absprache mit dem Webdesigner eingeführt werden. Das ist übrigens auch abseits des Themas Barrierefreiheit immer gut für das einheitliche Erscheinungsbild 🙂

Verständlichkeit und „Leichte Sprache“

Das Website-Team sollte sich einen Leitfaden zurecht legen der das Streben nach Verständlichkeit klärt. Wo hat Verständlichkeit Vorrang, wo sind anspruchsvollere Texte o.k.?
Wenn man sich größtmögliche Verständlichkeit vornimmt, sollte man sich durchaus mit den Regeln für „Leichte Sprache“ auseinandersetzen. Welche der Regeln kann man ohne große Verluste für die Ausdrucksweise beachten, welche würden die Mehrzahl der Nutzer dagegen irritieren oder vor den Kopf stoßen? Mir persönlich würde z.B. der Verzicht auf bildhafte Ausdrucksweise gar nicht gefallen.
Mögliche Vorgehensweisen:

  • Starke hierarchische Untergliederung
  • Bewusster Einsatz von Absätzen für die einzelnen „Informationshäppchen“. Mit Überschriften und Listen lange unstrukturierte Textblöcke vermeiden.
  • Teaser-Texte immer möglichst verständlich halten
  • Vermeiden Sie wenn möglich Abkürzungen und Fachbegriffe. Wenn Abkürzungen und Fachbegriffe vorkommen, dann beim ersten Vorkommen in Klammern erklären oder noch besser in einem Glossar zusammentragen. Diese Zusammenfassung kann entweder am Ende des Artikels oder in einer eigenen Glossar-Seite stehen.
  • Eine einfache Kurzzusammenfassung am Ende jedes Artikels oder in der Sidebar.
  • Für zentrale Aussagen kann man Alternativen in leichter Sprache anbieten und dafür einen Übersetzungsdienst engagieren. Die übersetzten Bereiche könnten dann schrittweise erweitert werden.
  • Erklärvideos für komplexe, aber wichtige Zusammenhänge anbieten
  • Auch Erklärvideos müssten eigentlich wieder vollständig barrierefrei sein. Aber solange das Video immerhin untertitelt ist und seine Inhalte den Text nur auf andere Weise darstellen, gewinnt die Barrierefreiheit mehr als sie verliert.
  • Unterstützende Illustrationen und Infografiken

Barrierefreie PDFs.

Viele Detailinformationen werden in PDFs bereitgestellt. Auch PDFs können barrierefrei erstellt werden und zumindest die wichtigsten PDFs einer Kommune sollten heute schon barrierefrei bereitgestellt werden.

Ich versuche mal, mich selbst an die Barrierefreiheits-Empfehlungen zu halten und fasse hier nochmal die weiterführenden Links zusammen. Ein Glossar wäre für einen einzelnen Artikel übertrieben…

Fazit

Barrierefreiheit ist wichtig UND erfordert eine Menge Arbeit. Ich hoffe, dass ich Ihnen mit dieser Übersicht ein wenig weiterhelfen konnte. Haben Sie bereits eigene Erfahrungen gemacht und kommen vielleicht zu anderen Schlussfolgerungen und Umsetzungs-Tipps? Lassen Sie uns darüber sprechen.

Am 28.10. präsentierte Exploredesign die Freizeitkarte Dachauer Land der Öffentlichkeit. Die Karte zeigt Sehenswürdigkeiten, Kulturangebote, Freizeiteinrichtungen und wiederkehrende Veranstaltungen. Von Exploredesign ist sie als Referenzprojekt, attraktives Giveaway und auch als Engagement für den Landkreis gedacht: Sie soll einen Mehrwert für Einheimische und Gäste des Landkreises schaffen.

Die Karte wurde im Landratsamt Dachau präsentiert, denn das Landratsamt hat das Projekt von Anfang an begrüßt und mit einem Empfehlungsschreiben und mit via Dachau AGIL mit Bildern unterstützt. Mit dabei war auch Kreisheimatpflegerin Frau Unger-Richter die Lokalbahntext und viele Freizeittipps beisteuerte.

Bild: Vorstellung der neuen Freizeitkarte am 28.10. im Landratsamt Dachau. v.l. Ralf Weimer (Dachau handelt e.V.), Stefan Schiessl (Exploredesign), Stefan Löwl (Landrat Landkreis Dachau)

Die Freizeitkarte ist gratis erhältlich u.a. bei der Tourist-Information Dachau, dem Huttermuseum Großberghofen und bei den Mitgliedergeschäften von „Dachau handelt e.V.“ Auch die Ansprechpartner erhalten auf Wunsch Karten zur Verteilung – alles solange der Vorrat reicht.

Parallel zur gedruckten Karte ist nun auch die Website freizeitkarte.exploredesign.de online gegangen. Dort kann man nicht nur die Freizeitkarte ansehen, sondern auch neue Tipps und Verbesserungsvorschläge einbringen.

In der Winterzeit bastelte Exploredesign fleißig an einem besonders schönem Projekt: eine Freizeitkarte für den Landkreis Fürstenfeldbruck. Unser Grafiker Stefan hat mit Freizeitkarten z.B. für die Bayerische Eisenbahngesellschaft und den Landkreis Augsburg schon einige Erfahrung in dem Bereich.
Eine Neuerung war nun, dass die Beschriftungen in der Karte allesamt kalligrafisch (neudenglisch „Handlettering“) gelöst sind. Das verleiht der Karte eine noch stimmigere und einladendere Anmutung. Immer ohne die Lesbarkeit zu gefährden, versteht sich.

Aber auch die beste Gestaltung wäre ohne sauber zusammengestellte Inhalte nicht viel Wert. Und da hat die Projektkoodinatorin Frau Lienert mit spürbarer Begeisterung und Engagement tollen Input und Feedback geliefert. Bei den Besuchern der Freizeitmesse f.r.e.e in München fand die ENTDECKER-Karte jedenfalls bereits großen Anklang

Exploredesign und Familie haben an Silvester schon mal den Leonhardi-Ritt in Türkenfeld bewundert. Besondere Gastfreundschaft: für die Kinder gab es Kinderpunsch gratis. Nach Lockerung der Corona-Beschränkungen werden wir auf jeden Fall einige Ausflüge nach FFB machen, z.B. zum Welt.Erlebnis.Wald in Grafrath.

Wenn Sie nun ebenfalls interessiert sind:
Sie erhalten die ENTDECKER-Karte und weiteres Infomaterial gratis beim Landratsamt Fürstenfeldbruck.
Telefonisch unter 08141 519-5639 oder per Mail an tourismus@lra-ffb.de

Außenseite mit Titel, Rückseite und Karte

Ende August bekam ich eine Anfrage vom KlarText Magazin, dass zur Verleihung des Wissenschaftspreises der Klaus Tschira Stiftung erscheint. Ob man dafür eine meiner Illustrationen für Bild der Wissenschaft verwenden dürfe.

Die Bitte erfüllte ich gern, es war seinerzeit ein schönes Projekt und das Naturkundemuseum mit seinem „steinernen Wald“ kann ich jedem Besucher von Chemnitz nur wärmstens empfehlen.

Vor 291 Millionen Jahren versank im Gebiet des heutigen Sachsen ein ganzer Wald bei einem Vulkanausbruch unter Schutt und Asche. Das hat Ludwig Luthardt in seiner Doktorarbeit erläutert. Nach dem Studium der Geologie an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg erforscht er zusammen mit Kollegen aus Montpellier permische Pflanzen, um mit ihrer Hilfe die Ökosysteme der damaligen Wälder zu verstehen.

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Weitere Informationen
Hier ein Video vom Preisträger Ludwig Luthardt, „mein Permwald“ als Wanddeko im Hintergrund und Teil der Präsentation.
Das Klartest Cover mit meiner Illustration, nur die Riesenlibellen musste ich dafür etwas verschieben…