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Für jeden Menschen ist es ein großer Schritt, an einem neuen Ort einen Neuanfang zu wagen. Und für jede Gemeinde oder Landkreis ist es höchst vorteilhaft, Neuankömmlingen z.B. mit einer Will­kom­mens­bro­schü­re einen möglichst guten Start zu bereiten.

Neben Willkommenszeremonien (z.B. Neubürgerempfang) haben viele Kommunen auch Materialien die sie den Neubürgern mit an die Hand geben. In diesem Beitrag erhalten Sie einige Anregungen und Beispiele für solche „Willkommensmaterialien“, insbesondere im Hinblick auf fremdsprachige Zuwanderer.

Wieso und für wen?

Profitieren wirklich wie behauptet alle Kommunen von einem guten Start für Neuankömmlinge? Ich glaube schon, denn jede Kommune hat Interesse an Mitbürgern, die sich positiv in ihre Heimat einbringen und in die Gemeinschaft integriert sind. Ein kleiner Wegweiser am Anfang kann Probleme von vornherein vermeiden, die später nur mit viel größerem Aufwand gelöst werden können.

Dabei gibt es verschiedene Zielgruppen: Deutsche und ausländische Staatsbürger, Neugeborene (bzw. deren Eltern) oder auch neue Mitarbeiter in regionalen Firmen.

Will­kom­mens­bro­schü­re

Die Will­kom­mens­bro­schü­re ist ein Wegweiser für die neuen Heimat. Sie enthält Wissenswertes zum Ort, nennt die wichtigsten Anlaufstellen und informiert über Anknüpfungspunkte zum gesellschaftlichen Leben am Ort, wie z.B. Vereine und Veranstaltungen.

Beispiel Villach: „Neu in Villach“ – eine allgemeine Will­kom­mens­bro­schü­re, die auch für Migranten Informationen bereithält (auf Deutsch) und die wichtigsten Anlaufstellen für weitere Information und Beratung (Seite 38-41) – zur Broschüre (PDF)

Allgemeine Will­kom­mens­bro­schü­ren

enthalten üblicherweise:

  • Grußbotschaft des Bürgermeisters bzw. Landrats
  • Ämter und öffentliche Einrichtungen in Verschiedenen Lebenslagen
  • Schulen und andere Bildungsangebote
  • Arztpraxen und andere Gesundheitsangebote
  • Freizeitangebote
  • Ortskarte
  • Portrait des Orts oder des Landkreises

Will­kom­mens­bro­schü­ren für Migranten

enthalten zusätzlich:

  • Beratungsangebote für Migranten
  • Jobsuche Bewerbung und Arbeit in Deutschland
  • Anerkennung von ausländischen Qualifikationen
  • Wichtige Regeln und Vorgehensweisen in Deutschland
  • Gesundheitssystem
  • Schulsystem
  • Angebote zum Deutsch lernen
Beispiel Strahlungen: Die Gemeindeinfos sind alphabetisch von A bis Z geordnet. Zur Broschüre (PDF)

Aktualität

Die Will­kom­mens­bro­schü­re ist gerade in den ersten Monaten eine wichtige Informationsquelle. Je konkreter Ansprechpartner und Kontaktdaten genannt werden, desto hilfreicher. Andererseits veralten diese Informationen viel schneller, wenn etwa eine Mitarbeiterin die Stelle wechselt.

Hier muss die Kommune abwägen zwischen der benötigten Auflage und der Häufigkeit von Änderungen. Evtl. kann man konkrete Ansprechpartner auch in einem Ausdruck benennen oder generell Bestandteile als Ausdrucke statt als Drucksachen vorsehen.

Große Schnittmenge: Image- und Will­kom­mens­bro­schü­re

Viele Kommunen haben eine allgemeine Imagebroschüre als Allround-Werkzeug. Sie richtet sich nicht nur an Neubürger, sondern auch an Touristen, Unternehmen mit Ansiedlungsambitionen, potenzielle Neubürger – Kurzum, an alle möglichen Interessenten.

Durch den vielfältigen Einsatz lohnen sich eine aufwändige Gestaltung und eine hohe Auflage. Die Imagebroschüre ist praktisch die Flaggschiff-Publikation einer Kommune. Oft sind Imagebroschüren ganz oder teilweise werbefinanziert, einige Verlage haben ein Geschäftsmodell daraus entwickelt.

Die folgende Grafik zeigt inhaltliche Überschneidungen zwischen Publikationen wie Imagebroschüre und Will­kom­mens­bro­schü­re.

Beispiel Nettetal: Diese werbe­fi­nan­zierte Will­kom­mens­bro­schü­re hat einen Schwerpunkt auf Neubürger, spricht aber auch Touristen und Unternehmen an. Für Migranten gibt es keine besonderen Informationen. Zur Broschüre (PDF)

Allgemein gehaltene Imagebroschüren

Die vielfältigen Einsatzgebiete, setzen der Informationstiefe aber Grenzen. Wenn man mit der Imagebroschüre für die Stadt werben möchte, muss man relativ allgemein bleiben und die positiven Aspekte der Kommune betonen. Details über Amtsgänge und Ansprechpartner in den Behörden oder zur Abfallwirtschaft sind für Neubürger sehr interessant, aber kaum für Touristen oder Fachkräfte, denen der Zuzug erst schmackhaft gemacht werden soll.

Eine allgemein gehaltene Imagebroschüre kann gut ein Teil eines Willkommenspakets sein, liefert aber üblicherweise nicht alle Infos, die für Neubürger interessant sind.

Imagebroschüren mit Detailinformationen

Wenn eine Imagebroschüre mehr ins Detail gehen und ihre Kommunikationsaufgaben erfüllen soll, muss sie m.E. einen inhaltlichen Schwerpunkt setzen, entweder Bürgerinformation oder Standortmarketing.

Eine Imagebroschüre mit Schwerpunkt Bürgerinformation kann also eine eigene Will­kom­mens­bro­schü­re ersetzen. Sie könnte dann noch mit einem persönlichen Anschreiben des Bürgermeisters bzw. des Landrats ergänzt werden und ggf. mit Informationen speziell für Zuwanderer ausländischer Herkunft.

Willkommenspakete

In Krisenzeiten (beim Erstellen dieser Zeilen ist gerade Krieg in der Ukraine) findet man unter „Willkommenspaket“ handfeste Hilfe wie Lebensmittel, Hygieneartikel oder Kleidung, die den Empfänger in den ersten Tagen erstmal mit dem Nötigsten versorgen soll. Hier soll es unter diesem Begriff aber um die Phase gehen, wenn diese Grundbedürfnisse schon erfüllt sind. Ein Willkommenspaket ist sinnvoll, wenn nicht nur eine Broschüre überreicht werden soll, sondern gleich mehrere Materialien wie zusätzliche Infoblätter, Antragsformulare, und Werbegeschenke. Für die abgebenden Stellen muss geklärt werden, welche Zielgruppe welche Materialien ins Paket erhält.

Paket nicht wörtlich nehmen – oder doch?

„Paket“ heißt eigentlich nur, dass verschiedene Materialien in eine gemeinsame Hülle gepackt werden. Zum einen, weil es für den Beschenkten handlicher zu transportieren ist. Zum anderen, weil die Verpackung heterogene Elemente zu einem einheitlichen Auftreten zusammenbringen kann. Oft ist das Paket eine Präsentationsmappe mit ausreichend Füllhöhe. Aber es sind auch Stofftüten, Rucksäcke, Kartonschachteln, Blechdosen und Körbe möglich… oder aber Leitz-Ordner, wie wir weiter unten noch sehen werden.

Beispiele für Willkommenspakete

  • Beispiel Freiburg
    Freiburg im Breisgau begrüßt Neubürgerinnen und Neubürger mit einem „Stadtsack“. Er enthält u.a. eine Broschüre zu Mobilität in Freiburg, ein Gutschein- und Erlebnisheft und einen Fahrradstadtplan. Und als Turnbeutel stellt er bereits in sich ein wertiges Werbegeschenk dar.
    • Insbesondere bin ich ein Fan von Gutscheinheften, siehe auch meinen Beitrag über Werbegeschenke. Beim Durchblättern kam aber etwas Ernüchterung dazu. Auf 47 Seiten habe ich viele Tipps und nur einen Gutschein entdeckt. Kann aber sein, dass das nur die Online-Fassung ist und die wirklichen abgezählten Gutscheine sind dann in der Printfassung enthalten.
    • Interessant finde ich auch die Übergabeform und den thematischen Schwerpunkt auf Mobilität. Bei der Einbürgerung erhält man zunächst nur einen Coupon an einem Schlüsselanhänger. An 3 Ausgabestellen (2 davon bei den Verkehrsbetrieben 🙂 ) kann man den Coupon dann gegen den Stadtsack tauschen. Die Neubürger werden also auf eine kleine Schnitzeljagd geschickt und lernen ihre Stadt gleich mal besser kennen.
    • Zur Projekt-Website und zum Gutschein- und Erlebnisheft
  • Beispiel Landkreis Augsburg
    Dieses von Exploredesign gestaltete Willkommenspaket kommt als Präsentationsmappe daher. Es enthält jeweils in Deutsch und einer von 9 Sprachen eine Will­kom­mens­bro­schü­re, eine Freizeitkarte und ein Grußwort sowie ein Postkarten-Set mit Motiven aus der Neuen Heimat. Deutschsprachige Neubürger erhalten eine dünnere Version der Broschüre, welche die keine migrantenspezifische Informationen enthält. Mehr dazu
  • Beispiel Dornbirn
    Die Präsentationsmappe „Willkommen in Dornbirn“ enthält „nur“ eine Lose-Blatt-Sammlung. Aber kein wildes Durcheinander, sondern hochwertig gestaltete, zueinander passende Informationshäppchen. Auf diese Weise ist die sehr flexibel ergänzbar mit neuen bzw. zielgruppenspezifischen Inhalten. Zur Mappen-Website
  • Beispiel Gemeinde Igel
    Die Igelner haben gleich zwei bemerkenswerte Willkommensmaterialien.
    • Zum einen eine Online-Willkommensmappe. Ganz ohne gedruckte Broschüre sind hier alle Infos für Neubürger in einem eigenen Bereich der Gemeindewebsite zusammengefasst.
    • Und dann den „Igel-Kalender“. Es handelt sich um einen Wandkalender mit Abfallterminen und Veranstaltungshinweisen der Gemeinde, Vereine und Religionsgemeinschaften. Auf diese Weise haben alle Neu- und Altbürger täglich Möglichkeiten vor Augen, noch intensiver am Gemeindeleben teilzunehmen, sich also zu integrieren. Die charmante Kombination mit den Abfallterminen funktioniert natürlich am besten für kleinere Gemeinden, bei denen die Termine für den ganzen Ort auf denselben Tag fallen.
Beispiel Aichach-Friedberg: Hier erstellte Exploredesign einen Willkommensordner mit nach Themen geordneten Registerkarten. Die Piktogramme und der Farbcode finden sich in der Will­kom­mens­bro­schü­re wieder, die dank Ösen in den Ordner eingehängt werden kann.

Willkommensordner

Der Willkommensordner ist ein Arbeitswerkzeug, dass den Neuankömmling in der ersten Zeit begleiten soll. Der Ordner bietet Raum für eigene Notizen und Unterlagen, die man bei Terminen erhält. So bleiben die Unterlagen beieinander und griffbereit.  Registerkarten zu verschiedenen Themen vermitteln Struktur.

Die Anlaufstellen in der Kommune können gezielt Materialien zur Ergänzung des Ordners anbieten, und den Ordner in ihre Beratungstätigkeit integrieren, so dass er während der ersten Monate ein vertrauter Ankerpunkt für den Zuwanderer wird.

Alternativ kann der Ordner auch einfach mit losen Ausdrucken befüllt werden. Das Layout neuer Inhalte wird dadurch vereinfacht, weil nicht auf die Inhaltsaufteilung in Doppelseiten geachtet werden muss. Neue Informationen können einfach in eine Word-Vorlage eingepflegt werden.

Da die meisten Dokumente und Infoblätter in DIN A4 daherkommen, macht für einen Willkommensordner nur ein für A4 geeigneter Ordner mit robuster Hebelmechanik und großer Füllhöhe Sinn. Der Ordner wird also relativ groß und kann schlecht zum Bestandteil eines größeren Willkommenspakets werden. Mögliche Giveaways müssten also separat übergeben werden. Umgekehrt kann der Ordner auch selbst ein Willkommenspaket werden, wenn er z.B. mit einer eingehängten A4-Broschüre, weiteren Infomaterialien, Karten und Gutscheinen befüllt wird.


Beispiel Landkreis Börde: Auch dieser Willkommensordner ist als Instrument für die Integrationsarbeit angelegt. Die Informationen stehen nicht nur in Deutsch, sondern auch in einer von 6 Fremdsprachen bereit. Zur Projektwebsite

Einen Unterschied machen zwischen Neubürgern inländischer und ausländischer Herkunft?

Ganz dünnes Eis, kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert. Einige Leute wollen Zuwanderer ausländischer Herkunft nicht so gern willkommen heißen wie Deutsche, andere fordern von Anfang an gleiche Rechte und Chancen für Alle.

Tatsache ist, dass es für zugewanderte Migranten noch eine Reihe zusätzlicher Themen gibt, um die sich deutsche Zuwanderer nicht kümmern müssen, z.B. der Gang zur Ausländerbehörde oder das deutsche Gesundheitssystem. Es ist also legitim, dass Migranten anderes bzw. zusätzliches Infomaterial erhalten.

Außerdem werben Kommunen legitimerweise um bestimmte Zielgruppen, etwa junge Fachkräfte, Rückkehrer oder ansiedlungswillige Unternehmen. Dafür verwenden sie auch unterschiedliche Zielgruppenansprachen und Marketingmaßnahmen.

Im Sinne der Fairness und (aus gestalterischer Sicht) im Sinne eines einheitlichen Auftretens sollten aber die Materialien für Zuwanderer in- und ausländischer Herkunft einander stimmig ergänzen.

Sprachen

Insbesondere Flüchtlinge können noch nicht viel Deutsch sprechen und lesen, wenn sie hier ankommen. Sie müssen also anfangs in ihrer Muttersprache abgeholt werden.

Nur Deutsch

Einige Broschüren haben nur kurze Passagen in den wichtigsten Zuwanderer-Sprachen, z.B. kurzes Grußwort und Headlines. Die eigentlichen Texte sind dann auf Deutsch. Man geht wohl davon aus, dass es zunächst ausreicht, im Beratungs­gespräch die wichtigsten Adressen und Telefonnummern zu markieren und dass die Zuwanderer im Lauf der Zeit so gut Deutsch können, dass Sie sich die restlichen Inhalte erschließen können. Oder man ist von der Verfügbarkeit von Übersetzungs-Apps überzeugt.

Faktor Smartphone: Übersetzungs-Apps & QR-Codes

In den allermeisten Fällen besitzen fremdsprachige Zuwanderer heutzutage ein Smartphone. Das Smartphone stellt eine enorme Hilfe bei der Orientierung in der neuen Umgebung dar. Ein Online-Angebot zur Integration ist z.B. die Integreat-App, auf die auch viele Will­kom­mens­bro­schü­ren verweisen.

Aber es gibt – jenseits von Google Translate – auch Apps fürs Smartphone, die gedruckten Text scannen und unmittelbar übersetzen können. Ein Artikel der FAZ empfiehlt z.B. die Apps „DeepL Übersetzer“, „Microsoft Translator“ und „PROMT Offline Übersetzer-App“. Auf diese Weise können auf deutsch gedruckte Texte also auch ohne Sprachversion für Migranten zugänglich sein.

Noch sind diese Übersetzungs-Apps aber nicht allgemein verbreitet, nicht immer zuverlässig und können Texte nur häppchenweise sinnvoll erfassen. Bis es so weit ist, erleichtern eigens erstellte Sprachversionen das Textverständnis enorm.

Eine weitere nützliche Smartphone-Funktion ist das Lesen von QR-Codes. Durch sie kann jedes Druckerzeugnis mit einer Online-Fassung versehen werden. So muss nicht mehr jede Sprachversion gedruckt werden.

Weitere Ansätze für den Umgang mit Sprachen

Beispiel Landkreis Groß-Gerau: A5-Broschüre mit den wichtigsten Infos. Deutsche und englische Fassung nicht nebeneinander, sondern in aufeinander folgenden Abschnitten.
Zur Broschüre (PDF)
Beispiel Stadt Echternach (Luxemburg): Alle Inhalte Viersprachig nebeneinander: Deutsch, Französisch, Portugiesisch und Englisch.
Zur Broschüre (PDF)
Beispiel Stadt Schloß Holte-Stukenbrock: Will­kom­mens­bro­schü­re mit Bildwörterbuch.
Zur Broschüre (PDF)
Beispiel Gemeinde Michendorf: „Wegweiser“ in fünf Sprachen nebeneinander: Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch und Farsi.
Zur Broschüre (PDF)

Schlechteste Lösung Benutzerhandbuch

Ich bin mir noch nicht sicher, was die beste Lösung ist. Die schlechteste aber wäre es m.E., mehr als eine Handvoll Sprachversionen in einer Publikation zusammenzufassen. Jeden Leser interessiert nur ein geringer Teil, wie bei Betriebsanleitungen. Die Mehrkosten durch unnötig dicke Publikationen können schlecht durch die höhere Auflage aufgefangen werden, weil wegen des hohen Aktualisierungsbedarfs eine Auflage nur wenige Jahre benutzt werden kann.

Wie sieht eine gute Sprachlösung für Willkommensmaterialen aus?

Hier mein subjektives Fazit nach den bisher gesehenen Lösungen:

  • Idealerweise sollten alle Materialien, die für Migranten während der ersten Monate relevant sind, auch in deren Muttersprache vorliegen. Eine Statistik der Herkunftsländer früherer Zuwanderer hilft bei der Auswahl der Sprachversionen. Die übersetzten Materialien könnten z.B. sein: Imagebroschüre, Will­kom­mens­bro­schü­re, spezielle Willkommensinfos für Migranten.
  • Die Sprachversionen müssen dabei nicht gedruckt werden. Per QR-Code können die Broschüren mit ihrem Online-Pendant verlinkt werden, eine Sprachauswahl wird vorangeschaltet (siehe das Beispiel von Heilbronn). Ob ein Link für die Ganze Broschüre oder ein Link pro Kapitel abgedruckt wird, ist dabei Geschmackssache. Auf jeden Fall sollte man lieber mehr Geld in die Übersetzung stecken als in gedruckte Sprachversionen. Oder auf günstigere Übersetzungen setzen, wenn man den Einsatz von KI moralisch für vertretbar hält. 

Wie sollten die Infos für Neubürger strukturiert sein?

Generell sehe ich 3 Möglichkeiten:

  1. Eine Will­kom­mens­bro­schü­re für alle Neubürger, die auch die meisten migrantenspezifischen Themen behandelt
  2. Eine Will­kom­mens­bro­schü­re für Deutsche, eine Will­kom­mens­bro­schü­re für Migranten.
  3. Eine Will­kom­mens­bro­schü­re allgemein, welche migrantenspezifische Themen nur anreißt in Kombination mit weiterem Infomaterial speziell für Migranten. Diese Lösung ist mein Favorit. Die Broschüre ist dann für Deutsche und Migranten gleichermaßen relevant. Für alle Beteiligten ist so klar erkennbar, welche ergänzenden Informationen Migranten erhalten.

„Früher mussten Sie dafür einen teuren Designer anheuern…“ So oder ähnlich werben Online-Design-Tools wie Canva für ihren Service. Natürlich will Exploredesign NICHT arbeitslos werden, aber es lohnt sich zu erkunden, welche Do-It-Yourself-Möglichkeiten es inzwischen gibt – und wie Kommunen davon profitieren können.

Typografie, Bildern und Layout wird immer alltäglicher und allgemein vorausgesetzt. Je weiter normaler die grafische Unterstützung ist, desto stärker ist das Bedürfnis, auch künftig für normale Anlässe selbst und ohne externe Hilfe kommunizieren zu können.

Die meisten Kommunen lassen sich Briefvorlagen in Word und Präsentationsvorlagen in PowerPoint von einem Designer gestalten. Kein Mensch käme auf die Idee, für jeden Brief oder jede Präsentation einen Gestalter zu beauftragen. Aber wie halten Sie es mit Visitenkarten und Anzeigen? Eine Druckerei zu beauftragen ist für viele Laien noch eine Hemmschwelle.

Die neu aufkommenden Online-Design-Tools erweitern die Bandbreite um immer mehr Medien, vorrangig für Social-Media-Beiträge, aber auch Drucksachen.

Das Gestalten in den Online-Design-Tools soll Spaß machen und mühelos wirken. Dazu werden den Nutzern eine Unmenge an schnell anpassbaren Layout-Vorlagen angeboten. Man kann für die eigene Marke Logos, Hausfarben und Hausschriften hinterlegen.

Die Vorlagen lassen sich dann mit wenigen Klicks schnell an die eigene Marke anpassen, so dass man tatsächlich im Handumdrehen ganz ansehnlich gestaltete Medien hinbekommt.

Welchen Wert hat ein einheitliches Erscheinungsbild für eine Kommune?

Die Gretchenfrage…. Ich behaupte hier mal, dass es gerade für Kommunen sehr erstrebenswert ist.

Besteht ein Corporate Design tatsächlich nur aus Logo, Hausfarbe und Hausschrift? Hoffentlich nicht. Ein Erscheinungsbild sollte auch eine typische Bildsprache, typische Flächenaufteilungen und wenn möglich einen unverwechselbaren gestalterischen Kniff haben.

Wenn Sie nun einfach die Kombi Logo-Hausfarbe-Hausschrift auf beliebige Designs draufsetzen, ist die Verbindung nur sehr oberflächlich und austauschbar, die einzelnen Anwendungen passen womöglich nicht mehr zueinander.

Social Media wow, Print eher mau

Plakatvorlage in Canva. Man beachte die Hilfslinien und die Beschnittzugabe

Für Social-Media-Beiträge würde ich Ihnen bereits heute auf jeden Fall ein Online-Design Tool empfehlen. Allein schon, weil die bevorzugten Pixelbildformate bei Facebook und Co. immer mal wieder wechseln. Besser, sich darüber keine Gedanken zu machen und vom Tool das gerade angesagte Format auswählen lassen.

Im Printbereich hat aktuell nur Canva ein Angebot für einfache Anwendungen. Wenn Sie sich bereits in Office Vorlagen haben gestalten lassen, dann bleiben Sie zunächst dabei. Ich vermute, dass Canva, Adobe Express und Microsoft Designer bis 2025 so weit sein werden, dass man alle für Kommunen nötigen Printprodukte über diese Tools bequem erstellen kann. Ab dann wird es Sinn machen, die meisten „Standardmedien“ über eines dieser Tools zu generieren.

Tipp für den Umstieg

Wenn Sie in nächster Zukunft zu einem Online Design-Tool wechseln: Lassen Sie Vorlagen in diesem Tool vom Grafik-Designer Ihres Vertrauens erstellen. Wenn eine neue Aufgabe eine erhebliche Abweichung von einer Vorlage erfordert, lassen Sie wieder den Profi ran.

Insbesondere für Standardprodukte wie Visitenkarten, Poster und DIN Lang Folder sollten Sie sich von Ihrem Designer brauchbare, wirklich ins Corporate Design passende Vorlagen und Gestaltungsregeln erstellen lassen.

Von Zeit zu Zeit sollten Sie Ihren Designer bitten, die Vorlagen und Regeln und die damit entstehenden Anwendungen zu sichten und ggf. anzupassen – damit eine einheitliche Linie gewahrt bleibt.




Wenn Sie noch etwas tiefer ins Thema eintauchen möchten, im Folgenden bin ich die aus meiner Sicht praktikablen Möglichkeiten einmal durchgegangen:

Canva – der aktuelle Platzhirsch

Canva-Auswahl für Social-Media-Beiträge

Dieses Design-Tool ist aktuell am bekanntesten. Als einziges bietet es für die Gestaltung die wichtige Beschnittzugabe und die Möglichkeit, Hilfslinien zu setzen.

Man kann druckfähige PDFs erzeugen und sogar direkt über Canva Druckaufträge abwickeln. Das Unternehmen selbst sitzt in Australien, die Druckaufträge übernehmen regionale Druckereien wohl als Subunternehmer.

Ein wichtiges Argument für die kostenpflichtige Pro-Version ist das ohne Aufpreis nutzbare Stock-Bildmaterial. Die Bilder sind allerdings immer in ein Layout eingebunden. Ein Extrahieren der Bilder für die eigene Nutzung offline wird bewusst erschwert. Wahrscheinlich gibt es auch in den Nutzungsbedingungen Klauseln, die die Nutzung nur eingebunden in ein Canva-Layout erlauben.

Das komplizierteste Druckwerk, das man mit Canva gestalten kann, sind DIN-Lang-Folder. Ansonsten beschränken sich die meisten Vorlagen wie auch bei der Konkurrenz auf einseitige Flächen (z.B. Poster), die keine Faltung aufweisen.

www.canva.com

Adobe Express

Ein Riesenvorteil: Die direkte Anbindung an die Adobe Creative Suite – Designer können einfach ihre Bibliothekselemente importieren

Als ich von einer Adobe-Alternative zu Canva hörte, nahm ich automatisch an, Adobe würde alles besser machen, „vernünftige“ Gestaltungsmöglichkeiten bieten und vor allem mit dem Rest der Adobe-Welt kompatibler sein.

Tatsächlich kann Adobe Express Elemente aus den Adobe-Bibliotheken direkt übernehmen, das macht die Bereitstellung von Vorlagen durch den Designer einfacher. Außerdem erwartet die Nutzer mindestens ebenso viel Bildmaterial wie bei Canva durch Zugriff auf AdobeStock (vormals Fotolia).

Allerdings hat Adobe Express im Print-Bereich – noch – gravierende Nachteile gegenüber Canva:

  • Es kann nicht mit Vektorgrafiken umgehen, sondern wandelt sie automatisch in Pixelgrafiken um
  • Keine Lineale oder Hilfslinien
  • Keine Beschnittzugabe

express.adobe.com

Angebote der Druckereien und Werbemittel-Produzenten

Klicken Sie bei Fyleralarm mal auf den Button „Online Gestalten“ und es erwartet Sie ein Online-Design-Tool genau für das gewählte Format.

Viele Druckereien haben eigene Online-Tools. Bei Flyeralarm lassen sich damit z.B. auch komplexere Broschüren gestalten, für die man sonst auf Microsoft Publisher zurückgreifen müsste. Aus dem privaten Bereich kennt man vielleicht die Fotobuch-Services, bei denen man selbst seine Fotoalben zusammenstellen kann.

Ein interessanter Mix ist Printful. Anders als bei den anderen Online Design Tool stehen hier eindeutig nicht Social Media. Print- und Werbeartikel im Vordergrund. Die Produktion wird wie bei Canva gleich mit angeboten.
www.printful.com

Leider muss der Kunde dort für jedes neue Projekt wieder von neuem seine Inputs und sein Layout einpflegen. Vermutlich werden auch die Druckereien bald ausgefeiltere Tools anbieten, bei denen man die eigenen Gestaltungsbausteine und Layoutvorgaben als „Brand“ speichern und auf verschiedene Projekte übertragen kann.

Bis es so weit ist, rate ich von den Design-Tools der Druckereien ab, außer es geht nur um simple Logo-Positionierung.

Viele Druckereien bieten auch einen Grafik-Service an. Wenn sie also von Ihnen bzw. ihrem Grafik-Designer eine InDesign-Vorlage erhalten, können Sie auf der Grundlage auch neue Druckdateien erstellen. Das klappt bei Visitenkarten bestimmt. Je komplexer das Druckwerk, desto mehr kommt es wieder auf das gestalterische Können in der Druckerei an.

Hier verschwimmen die Grenzen. Im Prinzip ist die Druckerei dann ein weiterer von Ihnen beauftragter Grafik-Designer. Genauso gut können sie mit ihrem „normalen“ Grafik-Designer für vorlagenbasierte Gestaltung günstige Pauschalpreise vereinbaren.

Office – Sie haben bereits ein umfassendes Grafik-Tool!

Plakatvorlage in PowerPoint. Hilfslinien heissen hier Führungslinien und die Beschnittzugabe muss bereits zum Folienformat dazugerechnet werden.

Der Vorteil der Office-Programme ist, dass Ihre Mitarbeiter üblicherweise schon lange mit ihnen vertraut sind. Mit Ihnen können Sie alle möglichen Social-Media-Beiträge(Pixelbilder) und Drucksachen (hochauflösende PDFs) erzeugen… es kann nur mitunter viel Mühe machen.

Publisher

Dieses Programm kommt Desktop-Publishing bei Microsoft am nächsten. Subjektiv scheint in den letzten zehn Jahren scheint hier ein Rückschritt stattgefunden zu haben. Ich bilde mir ein, dass man früher Vektordateien platzieren konnte. Als ich neulich eine Publisher-Flyer-Vorlage erstellen musste, war das leider nicht mehr möglich.

Word

Hat ebenfalls eine Doppelseitenfunktion und ließe sich zum Erzeugen von Broschüren benutzen. Charakteristisch für Word ist der flexible Textfluss und Gliederung. Ich liebe z.B. die Möglichkeit, die Inhalte unter Headlines ein- und auszublenden. Für Druckdaten dagegen ist es von Vorteil ein Textfeld an einem bestimmten Platz zu positionieren und darauf vertrauen zu können, dass es seine Position nicht unversehens noch ändert.

PowerPoint

Im Gegensatz zu Word sind hier alle Texte fest in Feldern verbaut und man kann über den „Folienmaster“ mehr Elemente der Vorlage schützen als bei „Kopf- und Fußzeile“ in Word. Dafür kann man Absatzformate weniger gut managen. Die Beschnittzugabe muss im Format mit eingebaut werden, man kann sie allenfalls über eine Passepartout-Grafik ausblenden. Am ärgerlichsten ist, dass bei jedem Formatwechsel alle Schriftgrößen und Führungslinien über den Haufen geworfen werden. Alle Elemente müssen neu aufgesetzt werden.

Fazit für Office

Wenn Sie bereits einen mit Publisher vertrauten Mitarbeiter haben, ist dieses Programm die beste Wahl für Druckdateien in Office. Ansonsten folgen Word und PowerPoint m.E. gleichauf, je nachdem, welches Programm Ihnen vertrauter ist.

Adobe Creative Cloud – auf selber Ebene mit den Profis

Adobe ist Marktführer bzw. Monopolist für Grafikprogramme. Ein Grafik-Designer wird seine Entwürfe üblicherweise in InDesign oder anderen Adobe-Programmen anlegen und auf dieser Grundlage dann Vorlagen in anderen Programmen erstellen.

Warum also nicht gleich selbst im Originalprogramm arbeiten?

Ihr Vorteil ist die maximale Kompatibilität mit ihrem Grafik-Designer und Ihre Souveränität über die eigenen Daten. Es spart übrigens Aufwand, wenn man einem Auftragnehmer bereits eine offene InDesign-Vorlage als Basis bereitstellen kann.

Allerdings ist die monatliche Gebühr sicherlich höher als bei der Pro Version eines Online-Design Tools. Vielleicht nicht für jede Gemeinde sinnvoll, für Landkreise oder größere Städte aber auf jeden Fall.

Hier bietet u.a. Exploredesign Mitarbeiterschulungen an. Ich zeige Ihnen die nötigen Handgriffe, um Vorlagen zu editieren und richtig für Druck oder Bildschirm zu exportieren. Die von mir betreuten Landkreise, welche sich dafür entschieden haben, fahren mit der Adobe Lösung anscheinend ganz gut. Von Fall zu Fall entscheiden sie, ob sie z.B. eine Anzeige selbst erstellen oder extern als Auftrag vergeben.

Microsoft Designer

Auch Microsoft springt gerade auf den Zug auf und startet gerade mit „Designer“ ein eigenes Online-Tool. Ich habe mich mal als Testnutzer dort umgesehen.

Im Unterschied zu den anderen Online-Tools setzt es voll auf KI. Und zwar nicht nur bei Illustrationen wie man es von DALL-E kennt, sondern auch bei der Layout-Erstellung. Man erhält hier keine Fülle von Formatvorschlägen, sondern zuerst mal ein Eingabefeld mit der Frage, was man für welches Einsatzgebiet denn gerne gestalten möchte. Ein beängstigend eleganter Ansatz. Es erinnert mich ein wenig an den Unterschied zwischen Yahoo und Google früher.

Auch bei Designer gibt es mit „Brand Kit“ eine Anpassung aller Designs an einen eigenen Look, allerdings noch ohne selbst hochgeladene Hausschriften. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind nochmal einfacher als bei anderen Design-Tools gehalten. Möglichst mühelos Designs zu erstellen ist hier offensichtlich oberstes Ziel…

designer.microsoft.com

RelayThat

Automatisches Erstellen von Formatadaptionen

Dieses Angebot betont Social-Media-Inhalte. Hier hat mich zumindest das Werbevideo mit einer eleganten automatischen Formatadaption beeindruckt. Wenn es das Versprechen halten kann, ist es in diesem Bereich Adobe Express einen großen Schritt voraus.

www.relaythat.com