Online-Design-Tools für Kommunen
„Früher mussten Sie dafür einen teuren Designer anheuern…“ So oder ähnlich werben Online-Design-Tools wie Canva für ihren Service. Natürlich will Exploredesign NICHT arbeitslos werden, aber es lohnt sich zu erkunden, welche Do-It-Yourself-Möglichkeiten es inzwischen gibt – und wie Kommunen davon profitieren können.
Typografie, Bildern und Layout wird immer alltäglicher und allgemein vorausgesetzt. Je weiter normaler die grafische Unterstützung ist, desto stärker ist das Bedürfnis, auch künftig für normale Anlässe selbst und ohne externe Hilfe kommunizieren zu können.
Die meisten Kommunen lassen sich Briefvorlagen in Word und Präsentationsvorlagen in PowerPoint von einem Designer gestalten. Kein Mensch käme auf die Idee, für jeden Brief oder jede Präsentation einen Gestalter zu beauftragen. Aber wie halten Sie es mit Visitenkarten und Anzeigen? Eine Druckerei zu beauftragen ist für viele Laien noch eine Hemmschwelle.
Die neu aufkommenden Online-Design-Tools erweitern die Bandbreite um immer mehr Medien, vorrangig für Social-Media-Beiträge, aber auch Drucksachen.
Das Gestalten in den Online-Design-Tools soll Spaß machen und mühelos wirken. Dazu werden den Nutzern eine Unmenge an schnell anpassbaren Layout-Vorlagen angeboten. Man kann für die eigene Marke Logos, Hausfarben und Hausschriften hinterlegen.
Die Vorlagen lassen sich dann mit wenigen Klicks schnell an die eigene Marke anpassen, so dass man tatsächlich im Handumdrehen ganz ansehnlich gestaltete Medien hinbekommt.
Welchen Wert hat ein einheitliches Erscheinungsbild für eine Kommune?
Die Gretchenfrage…. Ich behaupte hier mal, dass es gerade für Kommunen sehr erstrebenswert ist.
Besteht ein Corporate Design tatsächlich nur aus Logo, Hausfarbe und Hausschrift? Hoffentlich nicht. Ein Erscheinungsbild sollte auch eine typische Bildsprache, typische Flächenaufteilungen und wenn möglich einen unverwechselbaren gestalterischen Kniff haben.
Wenn Sie nun einfach die Kombi Logo-Hausfarbe-Hausschrift auf beliebige Designs draufsetzen, ist die Verbindung nur sehr oberflächlich und austauschbar, die einzelnen Anwendungen passen womöglich nicht mehr zueinander.
Social Media wow, Print eher mau
Für Social-Media-Beiträge würde ich Ihnen bereits heute auf jeden Fall ein Online-Design Tool empfehlen. Allein schon, weil die bevorzugten Pixelbildformate bei Facebook und Co. immer mal wieder wechseln. Besser, sich darüber keine Gedanken zu machen und vom Tool das gerade angesagte Format auswählen lassen.
Im Printbereich hat aktuell nur Canva ein Angebot für einfache Anwendungen. Wenn Sie sich bereits in Office Vorlagen haben gestalten lassen, dann bleiben Sie zunächst dabei. Ich vermute, dass Canva, Adobe Express und Microsoft Designer bis 2025 so weit sein werden, dass man alle für Kommunen nötigen Printprodukte über diese Tools bequem erstellen kann. Ab dann wird es Sinn machen, die meisten „Standardmedien“ über eines dieser Tools zu generieren.
Tipp für den Umstieg
Wenn Sie in nächster Zukunft zu einem Online Design-Tool wechseln: Lassen Sie Vorlagen in diesem Tool vom Grafik-Designer Ihres Vertrauens erstellen. Wenn eine neue Aufgabe eine erhebliche Abweichung von einer Vorlage erfordert, lassen Sie wieder den Profi ran.
Insbesondere für Standardprodukte wie Visitenkarten, Poster und DIN Lang Folder sollten Sie sich von Ihrem Designer brauchbare, wirklich ins Corporate Design passende Vorlagen und Gestaltungsregeln erstellen lassen.
Von Zeit zu Zeit sollten Sie Ihren Designer bitten, die Vorlagen und Regeln und die damit entstehenden Anwendungen zu sichten und ggf. anzupassen – damit eine einheitliche Linie gewahrt bleibt.
Wenn Sie noch etwas tiefer ins Thema eintauchen möchten, im Folgenden bin ich die aus meiner Sicht praktikablen Möglichkeiten einmal durchgegangen:
Canva – der aktuelle Platzhirsch
Dieses Design-Tool ist aktuell am bekanntesten. Als einziges bietet es für die Gestaltung die wichtige Beschnittzugabe und die Möglichkeit, Hilfslinien zu setzen.
Man kann druckfähige PDFs erzeugen und sogar direkt über Canva Druckaufträge abwickeln. Das Unternehmen selbst sitzt in Australien, die Druckaufträge übernehmen regionale Druckereien wohl als Subunternehmer.
Ein wichtiges Argument für die kostenpflichtige Pro-Version ist das ohne Aufpreis nutzbare Stock-Bildmaterial. Die Bilder sind allerdings immer in ein Layout eingebunden. Ein Extrahieren der Bilder für die eigene Nutzung offline wird bewusst erschwert. Wahrscheinlich gibt es auch in den Nutzungsbedingungen Klauseln, die die Nutzung nur eingebunden in ein Canva-Layout erlauben.
Das komplizierteste Druckwerk, das man mit Canva gestalten kann, sind DIN-Lang-Folder. Ansonsten beschränken sich die meisten Vorlagen wie auch bei der Konkurrenz auf einseitige Flächen (z.B. Poster), die keine Faltung aufweisen.
Adobe Express
Als ich von einer Adobe-Alternative zu Canva hörte, nahm ich automatisch an, Adobe würde alles besser machen, „vernünftige“ Gestaltungsmöglichkeiten bieten und vor allem mit dem Rest der Adobe-Welt kompatibler sein.
Tatsächlich kann Adobe Express Elemente aus den Adobe-Bibliotheken direkt übernehmen, das macht die Bereitstellung von Vorlagen durch den Designer einfacher. Außerdem erwartet die Nutzer mindestens ebenso viel Bildmaterial wie bei Canva durch Zugriff auf AdobeStock (vormals Fotolia).
Allerdings hat Adobe Express im Print-Bereich – noch – gravierende Nachteile gegenüber Canva:
- Es kann nicht mit Vektorgrafiken umgehen, sondern wandelt sie automatisch in Pixelgrafiken um
- Keine Lineale oder Hilfslinien
- Keine Beschnittzugabe
Angebote der Druckereien und Werbemittel-Produzenten
Viele Druckereien haben eigene Online-Tools. Bei Flyeralarm lassen sich damit z.B. auch komplexere Broschüren gestalten, für die man sonst auf Microsoft Publisher zurückgreifen müsste. Aus dem privaten Bereich kennt man vielleicht die Fotobuch-Services, bei denen man selbst seine Fotoalben zusammenstellen kann.
Ein interessanter Mix ist Printful. Anders als bei den anderen Online Design Tool stehen hier eindeutig nicht Social Media. Print- und Werbeartikel im Vordergrund. Die Produktion wird wie bei Canva gleich mit angeboten.
www.printful.com
Leider muss der Kunde dort für jedes neue Projekt wieder von neuem seine Inputs und sein Layout einpflegen. Vermutlich werden auch die Druckereien bald ausgefeiltere Tools anbieten, bei denen man die eigenen Gestaltungsbausteine und Layoutvorgaben als „Brand“ speichern und auf verschiedene Projekte übertragen kann.
Bis es so weit ist, rate ich von den Design-Tools der Druckereien ab, außer es geht nur um simple Logo-Positionierung.
Viele Druckereien bieten auch einen Grafik-Service an. Wenn sie also von Ihnen bzw. ihrem Grafik-Designer eine InDesign-Vorlage erhalten, können Sie auf der Grundlage auch neue Druckdateien erstellen. Das klappt bei Visitenkarten bestimmt. Je komplexer das Druckwerk, desto mehr kommt es wieder auf das gestalterische Können in der Druckerei an.
Hier verschwimmen die Grenzen. Im Prinzip ist die Druckerei dann ein weiterer von Ihnen beauftragter Grafik-Designer. Genauso gut können sie mit ihrem „normalen“ Grafik-Designer für vorlagenbasierte Gestaltung günstige Pauschalpreise vereinbaren.
Office – Sie haben bereits ein umfassendes Grafik-Tool!
Der Vorteil der Office-Programme ist, dass Ihre Mitarbeiter üblicherweise schon lange mit ihnen vertraut sind. Mit Ihnen können Sie alle möglichen Social-Media-Beiträge(Pixelbilder) und Drucksachen (hochauflösende PDFs) erzeugen… es kann nur mitunter viel Mühe machen.
Publisher
Dieses Programm kommt Desktop-Publishing bei Microsoft am nächsten. Subjektiv scheint in den letzten zehn Jahren scheint hier ein Rückschritt stattgefunden zu haben. Ich bilde mir ein, dass man früher Vektordateien platzieren konnte. Als ich neulich eine Publisher-Flyer-Vorlage erstellen musste, war das leider nicht mehr möglich.
Word
Hat ebenfalls eine Doppelseitenfunktion und ließe sich zum Erzeugen von Broschüren benutzen. Charakteristisch für Word ist der flexible Textfluss und Gliederung. Ich liebe z.B. die Möglichkeit, die Inhalte unter Headlines ein- und auszublenden. Für Druckdaten dagegen ist es von Vorteil ein Textfeld an einem bestimmten Platz zu positionieren und darauf vertrauen zu können, dass es seine Position nicht unversehens noch ändert.
PowerPoint
Im Gegensatz zu Word sind hier alle Texte fest in Feldern verbaut und man kann über den „Folienmaster“ mehr Elemente der Vorlage schützen als bei „Kopf- und Fußzeile“ in Word. Dafür kann man Absatzformate weniger gut managen. Die Beschnittzugabe muss im Format mit eingebaut werden, man kann sie allenfalls über eine Passepartout-Grafik ausblenden. Am ärgerlichsten ist, dass bei jedem Formatwechsel alle Schriftgrößen und Führungslinien über den Haufen geworfen werden. Alle Elemente müssen neu aufgesetzt werden.
Fazit für Office
Wenn Sie bereits einen mit Publisher vertrauten Mitarbeiter haben, ist dieses Programm die beste Wahl für Druckdateien in Office. Ansonsten folgen Word und PowerPoint m.E. gleichauf, je nachdem, welches Programm Ihnen vertrauter ist.
Adobe Creative Cloud – auf selber Ebene mit den Profis
Adobe ist Marktführer bzw. Monopolist für Grafikprogramme. Ein Grafik-Designer wird seine Entwürfe üblicherweise in InDesign oder anderen Adobe-Programmen anlegen und auf dieser Grundlage dann Vorlagen in anderen Programmen erstellen.
Warum also nicht gleich selbst im Originalprogramm arbeiten?
Ihr Vorteil ist die maximale Kompatibilität mit ihrem Grafik-Designer und Ihre Souveränität über die eigenen Daten. Es spart übrigens Aufwand, wenn man einem Auftragnehmer bereits eine offene InDesign-Vorlage als Basis bereitstellen kann.
Allerdings ist die monatliche Gebühr sicherlich höher als bei der Pro Version eines Online-Design Tools. Vielleicht nicht für jede Gemeinde sinnvoll, für Landkreise oder größere Städte aber auf jeden Fall.
Hier bietet u.a. Exploredesign Mitarbeiterschulungen an. Ich zeige Ihnen die nötigen Handgriffe, um Vorlagen zu editieren und richtig für Druck oder Bildschirm zu exportieren. Die von mir betreuten Landkreise, welche sich dafür entschieden haben, fahren mit der Adobe Lösung anscheinend ganz gut. Von Fall zu Fall entscheiden sie, ob sie z.B. eine Anzeige selbst erstellen oder extern als Auftrag vergeben.
Microsoft Designer
Auch Microsoft springt gerade auf den Zug auf und startet gerade mit „Designer“ ein eigenes Online-Tool. Ich habe mich mal als Testnutzer dort umgesehen.
Im Unterschied zu den anderen Online-Tools setzt es voll auf KI. Und zwar nicht nur bei Illustrationen wie man es von DALL-E kennt, sondern auch bei der Layout-Erstellung. Man erhält hier keine Fülle von Formatvorschlägen, sondern zuerst mal ein Eingabefeld mit der Frage, was man für welches Einsatzgebiet denn gerne gestalten möchte. Ein beängstigend eleganter Ansatz. Es erinnert mich ein wenig an den Unterschied zwischen Yahoo und Google früher.
Auch bei Designer gibt es mit „Brand Kit“ eine Anpassung aller Designs an einen eigenen Look, allerdings noch ohne selbst hochgeladene Hausschriften. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind nochmal einfacher als bei anderen Design-Tools gehalten. Möglichst mühelos Designs zu erstellen ist hier offensichtlich oberstes Ziel…
RelayThat
Dieses Angebot betont Social-Media-Inhalte. Hier hat mich zumindest das Werbevideo mit einer eleganten automatischen Formatadaption beeindruckt. Wenn es das Versprechen halten kann, ist es in diesem Bereich Adobe Express einen großen Schritt voraus.
Sie haben eine Anmerkung zum Thema? Oder sind auf der Suche nach einem guten Design für
Kommunen?
Ich freue mich auf Ihre Nachricht.